Das Amerikabild im Jahrhundert der Auswanderung

Hintergründe und historische Rahmendaten

Der erste deutsche Fuß, der in Nordamerika Land betrat, dürfte kaum zu ermitteln sein. „Offiziell“ gelten 13 Familien aus Krefeld als die ersten Deutschen, die nach Nordamerika, genauer nach Philadelphia auswanderten. Dies war 1683, und seitdem waren die englischen Kolonien bzw. die späteren Vereinigten Staaten über drei Jahrhunderte Ziel von über 7 Millionen Deutschen, so dass in der Volkszählung  (Census) von 1980 jede(r) vierte US-Bürger(in) Deutsche unter den eigenen Vorfahren beanspruchte.[5] Allein im 19.Jahrhundert verließen 5,5 Millionen Menschen die deutschen Staaten und suchten in den Vereinigten Staaten von Amerika eine neue Heimat. [6]

Das Jahr 1814/15, der Anfang des hier beobachteten Zeitraumes, war ein bedeutendes Datum in der amerikanischen Geschichte, da sich die Vereinigten Staaten mit dem Ende des sogenannten 2.Unabhängigkeitskrieges endgültig von England befreiten. Nun existierte ein freies, großes und aufstrebendes Land, das die in Deutschland zunehmend durch politische und vor allem ökonomische Missstände Bedrängten aufzunehmen bereit war. 1815 endeten die napoleonischen Kriege, und die Seeblockaden wurden aufgehoben, so dass im Jahre 1816/17 in Württemberg und Baden ein erstes kurzes Hoch in der Auswanderung nach Nordamerika mit 14. bzw. 20.000 Menschen zu verzeichnen war.[7]

Das Jahr 1875 ist keine so eindeutige historische Zäsur. Sie ergibt sich aus einem vorläufigen Tief in den Auswandererzahlen und durch ein erstes einschränkendes Einwanderungsgesetz in den Vereinigten Staaten, das den Zuzug bestimmter Gruppen ausschloss: Prostituierte, zu Haftstrafen Verurteilte sowie „unfreiwillige“ chinesische Kontraktarbeiter. Hiermit wurde der Wandel hin zur repressiveren Immigrationspolitik der 1880er Jahre eingeleitet. Des Weiteren lassen sich mit diesem Rahmenende die Auswirkungen des deutsch-französischen Krieges und der deutschen Reichsgründung (1870/71) in ihrer Bedeutung für die Auswanderung beobachten.

Im Verlauf dieser Jahre veränderten sich die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in den deutschen Staaten, in Europa und in den Vereinigten Staaten des Öfteren und mit ihnen die Auswanderungsbewegungen.

Adams (1994)Adams (1994)

Die Hungersnöte in den Jahren 1814 bis 1817 bewirkten die erste „Auswanderungswelle von 1816/17“ im 19. Jahrhundert z. B. aus „den an den Oberrhein angrenzenden Ländern“ (Moltmann), so auch aus Württemberg und Baden, in die USA. Bevölkerungsvermehrung trieb viele der hier erbrechtlich als verpflichtend empfundenen und darum auch praktizierten Güterteilung wegen außer Landes, verschärft durch Unwetterkatastrophen (Das „Jahr ohne Sommer“: 1816), die wohl weitgehend verursacht wurden durch den Ausbruch des Vulkans „Tambora“ in Indonesien im April 1815. Günter Moltmann hat diese „Auswanderungswelle“ aus dem deutschen Südwesten vorzüglich dokumentiert. „Die Agrar- und Gewerbekrisen von 1845 bis 1848“ (Wehler 2), bestimmt durch Missernten, handwerkliches Überangebot und die das Handwerk bedrängende industrielle Produktion, verliehen der Auswanderung erneute Schubkraft, unmittelbar anschließend auch die (gescheiterte) Revolution von 1848/49. Die um die Mitte des 19. Jahrhunderts sich ausbreitende Industrie erfasste noch nicht den landwirtschaftlich bestimmten deutschen Nordwesten, den „finstern Winkel Deutschlands“ (Wechsler), so dass die „kurzlebige Rezession“ (Wehler 3) der frühen 1850er Jahre sich gerade auch hier auswirkte. Steigende Preise (Getreide verteuerte sich von 1850 bis 1855 um mehr als 100 %.) und niedrige Löhne machten die viel versprechenden USA attraktiv, weil Arbeitskräfte für die noch junge deutsche Industrie im regionalen Umfeld rekrutiert werden konnten. Die Jahre der Restauration (1815 bis 1848) und die der Reaktion (1850 bis 1862) haben vielen die weitgehend gescheiterte Revolution von 1848/49 angesichts ihrer politischen und wirtschaftlichen Erwartungen und Ansprüche als hoffnungsloses Zwischenspiel erscheinen lassen. Aktive Revolutionäre (1848er) haben einen auffälligen, aber doch nur kleinen Teil der Ausgewanderten von 1849 bis 1857 ausgemacht. Das waren eher „Europamüde“, denen die erneute restaurative Reaktion keine Perspektiven mehr bot bzw. zu bieten schien. Die in den USA durch spekulative Anleihen für Eisenbahngesellschaften und den Zusammenbruch der Ohio Life Insurance Company ausgelöste erste Weltwirtschaftskrise von 1857-1859 und der sich bald anschließende dortige Bürgerkrieg (1861 bis 1865) verringerten die Zahl der Ausgewanderten.[8]

Kommentar zur Ermordung Abraham Lincolns am 14. April 1865.

Da die Auswanderungsmotivation stark von den spezifischen regionalen Bedingungen geprägt war, soll ein kurzer Überblick für das Oldenburger Land gegeben werden.[9]

Während des Untersuchungszeitraumes war es ein souveränes Großherzogtum, das von der Nordseeküste bis ins Münsterland reichte und zudem über zwei Exklaven verfügte, die Fürstentümer Lübeck und Birkenfeld.

Politisch dominierte in dieser Zeit der aufgeklärte Absolutismus mit starker bürgerlicher Regierungsbeteiligung. Wirtschaftlich war das Oldenburger Land von der Land- und Seewirtschaft geprägt sowie durch den Handel, letzteres in wesentlich bescheidenerem Umfang als in der benachbarten Hansestadt Bremen, mit der es durch die Flussschifffahrt verbunden war. Die vorherrschende Religion war der Protestantismus, außer im katholischen Oldenburger Münsterland, im Süden des Herzogtums. Die Stadt Oldenburg als einziges Ober-Zentrum beherbergte innerhalb der engeren Stadtgrenzen (d. h. die heutige Innenstadt) eine Bevölkerung von ca. 13.000 (1864), das Herzogtum (ohne Lübeck und Birkenfeld) ca. 180.000 (1816) bis 250.000 (1875). Die Auswanderungsquote betrug im Mittel der Jahre von 1837-1873: 0,34% der Bevölkerung. Das war im Vergleich zu anderen deutschen Staaten eher gering. Die meisten Oldenburger wählten den naheliegenden Weg über Bremerhaven, um in die Neue Welt zu gelangen.[10]

Bremerhaven um 1860

Auswanderung aus dem Großherzogtum Oldenburg

 

Ges. AW

/Jahr

% Bev.

1837-1846

7622

847

0,40

1846-1850

2773

792

0,35

1850-1855

3024

605

0,27

1871-1873

2510

837

0,34

 

 

 

 

1837-1873

 

777

0,34

(gemittelt)

Bevölkerungszahlen:

1816: 182.213 / 1835: 207.891 / 1846: 222.811 / 1855: 232.950 / 1875: 248.136

(Eigene Zusammenstellung anhand der ausgewerteten Oldenburger Presse)

Die berücksichtigten Zeitungen

Die Untersuchung beschränkt sich auf Zeitungen, die in der Stadt Oldenburg erschienen sind und läßt alle regionalen Zeitungen (bspw. aus Vechta oder Delmenhorst) außen vor, zum einen, weil nur so ein längerer Zeitraum erfasst werden konnte, zum anderen, weil die Neigung, „beim anderen abzuschreiben“, recht groß war. Auch die damals stark verbreiteten amtlichen Anzeigenblätter bleiben unberücksichtigt[11], da in ihnen keine Meinungsartikel zu finden sind. Einige berücksichtigte Zeitungen tauchen nicht in der Dokumentation auf, weil sie keine relevanten Artikel zur Fragestellung enthielten.[12] Die erfassten Zeitungen sind demnach folgende:

Titel [Abkürzungen]

- Titeländerungen

Erscheinungsdauer

              -häufigkeit

Charakter

Der Beobachter [Beo]

10/1844 – 1851:

2x Woche

1852 – 05/1856:

3x Woche

Nachrichten und Meinungen, politisch progressiv, aber nach eigenen Angaben unpartheiisch (Beo 1 v. 1844/10/01)

Humoristische Blätter [HB]

1838 – 1845:

1 x Woche

Unterhaltung

Neue Blätter für Stadt und Land [NB]

- Blätter für Stadt und Land

1843 – 1851:

2x Woche

Nachrichten, sehr Oldenburg bezogen (s.u.)

Oldenburgische Blätter [OLB]

1817 – 1848:

1x Woche

Unterhaltung, Nachrichten, Anzeigen

Oldenburger Nachrichten [OLN]

- Nachrichten für Stadt und Land

- Oldenburger Nachrichten für Stadt und Land

- Oldenburger Nachrichten

1863 – 09/1864:

2x Woche

10/1864 – 07/1865:[13]

3x Woche

1867 – 09/1870:

2x Woche

10/1870 – (1943):

3x Woche[14]

Nachrichten und Meinungen

Der Oldenburgische Volksfreund [OLV]

1849 – 07/1852:

2x Woche

Unterhaltung und Nachrichten, patriotisch (s.u.)

Oldenburgische Zeitung [OLZ]

- Oldenburger Zeitung

 

1814 – 1847:

2x Woche

1848 – 1851:

3x Woche

1852 – 09/1862:

4x Woche

10/1862 – 1893:

täglich, außer Sonn- und Feiertag[15]

Kurznachrichtenblatt, später auch Kommentar und Meinung, national-liberal  (s.u.)

Volkszeitung für Oldenburg [VOL]

04/1853 – 1857:

3x Woche

1858:  2x Woche

Nachrichten und Meinung


Die wichtigste politische Zeitung war die Oldenburgische Zeitung.
[16] Ihre Bedeutung zeigt sich auch darin, dass sie einer Vielzahl von Regionalzeitungen als Rahmen diente sowie viele bei ihr erschienene Artikel von anderen übernommen wurden. Sie war die erste und lange die einzige Zeitung, die täglich erschien und die über einen längeren Zeitraum Bestand hatte. Ihrem eigenen Anspruch nach war die OLZ „national-liberal“ (OLZ 64 v. 1871/03/18) und bemüht „alle Nachrichten von Bedeutung so schnell als möglich zu geben. Die Redaction wird, so viel es irgend möglich ist, nur wirkliche Thatsachen aufnehmen und zwar diese auch nur in möglichster Kürze oder in gedrängten Uebersichten, doch so, daß kein nur einigermaßen bemerkenswerthes Ereigniß den Lesern zu spät oder gar nicht bekannt werde.“ (OLZ 103 v. 1843/12/26) Ihre Aufmerksamkeit erstreckte sich auf Gesamtdeutschland und das Ausland, während der Oldenburger Teil nur geringen Umfang hatte.
Im Gegensatz dazu steht „ein echt Oldenburgisches Volksblatt, eine Zeitschrift, welche […] ausschließlich oder doch vorzugsweise unsere heimathlichen Interessen mit Ernst und Liebe einer freimüthigen Besprechung unterzieht, unsere eignen Zustände, Erfreuliches wie Unerfreuliches, uns zum Bewußtsein bringt, und so am ehesten geeignet ist, Vorurtheile und Mißstimmung zu entfernen, Gemeinsinn, Liebe zur Heimath und zum Vaterlande hervorzurufen und zu erhöhen“. So jedenfalls erklärte die Redaktion der Neue Blätter für Stadt und Land (NB 1 v. 1843/01/04) die Notwendigkeit ihres Erscheinens. Sie sollte „kein Parteiblatt, sondern ein Organ der öffentlichen Meinung sein“. Der Bedarf für ein solches Blatt kann allerdings nicht all zu groß gewesen sein, denn die Zeitung hatte nur 9 Jahre Bestand,  ein Schicksal, das sie mit einer Vielzahl ihrer Konkurrenz teilte. In Deutschland hatten im untersuchten Zeitraum Zeitungen mit eher kritischem politischem Verständnis selten eine längere Lebensdauer.
Auch Der Oldenburgische Volksfreund, der dem Gedankengut  der 1848er-Revolution nahestand, fand offensichtlich wenig Beifall. Lediglich drei Jahre konnte er dabei mitwirken „Wahnglauben und Irrthümer zu zerstören, der Declamationssucht und der Volksschmeichelei, dem Meinungsdespotismus und der Verdächtigungssucht mit aller Kraft entgegen zu treten, und dagegen in allen Lebensverhältnissen das Wahre und Rechte zu ermitteln, Belehrung und Aufklärung nach gewissenhafter Ueberzeugung und bestem Wissen nach allen Seiten zu verbreiten“. (OLV 1 v. 1849/01/03) 
 

Die Oldenburger Zeitungslandschaft

Dass Zeitungsartikel über die Auswanderung und über das Zielland von potentiellen Auswanderern besonders aufmerksam wahrgenommen wurden, ist zu vermuten. Die endgültige Entscheidung hing aber wohl kaum davon ab. Auf jeden Fall war die Zeitung das Medium des 19.Jahrhunderts, das die öffentliche Meinung entscheidend prägte. Entsprechend waren die politischen Eliten bemüht, auf deren Inhalt Einfluss zu nehmen. Eine Vielzahl deutscher Staaten zensierte streng. Das Großherzogtum Oldenburg war jedoch sehr viel liberaler als andere Staaten.
In Oldenburg erschienen Zeitungen unterschiedlicher politischer Couleur, so dass ein breites Meinungsspektrum bestand. Da sich zudem die Zeitungen zahlreicher Informationsquellen bedienten, ist ihre Aussagekraft hinsichtlich eines allgemeingültigen Bildes besonders hoch. Sie berücksichtigten die Briefe von Ausgewanderten an die daheim Gebliebenen, Berichte professioneller Reisender und die Agitationen von Auswanderervereinen, Agenten und Werbern.
[17] Fest angestellte Korrespondenten wurden erst in den 1830er Jahren beschäftigt, natürlich zuerst von den großen deutschen Zeitungen. Zuvorderst ist für Deutschland die „Augsburger Allgemeine Zeitung“ zu nennen.[18] Die Oldenburger Zeitungen nutzten deren Berichte ebenso wie die englischer, französischer und amerikanischer Zeitungen, so dass die politische Berichterstattung der ersten Jahrzehnte eher einem Pressespiegel glich. Auch das Erscheinungsbild, zumindest der politischen Zeitungen, hatte teilweise bis in die 1850er Jahre diesen Charakter. Ohne thematische Überschriften, geordnet nach dem jeweiligen Herkunftsort der Quelle, verzichteten sie weitgehend auf wertende Artikel und beschränkten sich auf die möglichst aktuelle Wiedergabe von Informationen.
Erst Mitte der 1850er Jahre wandelte sich die „Oldenburger Zeitung“ vom politischen Kurznachrichten-Blatt - zu einer „richtigen“ Zeitung mit eigenen Leitartikeln, verschiedenen Rubriken und auch mit mehr Werbung. Andere weniger von Aktualität und Informationen abhängige Meinungs- und Unterhaltungsblätter konnten diesen Schritt schon früher machen.
[19]
Hinsichtlich der Aktualität war der Standort Oldenburg durch seine Küstennähe durchaus im Vorteil. Man war in der Lage, sofort bei Ankunft in Bremerhaven und Brake Reisende und Kapitäne zu befragen und mitgebrachte Zeitungen zu erwerben. Die Nachrichten aus Amerika waren zwar nur noch relativ aktuell, da die Verbindung nach und von Europa zu Zeiten der Segelschifffahrt mindestens 4 bis 6 Wochen betrug. Aber mit Einführung regelmäßiger Dampfschifffahrtsverbindungen in den 1850er Jahren reduzierte sich diese auf ca. 2 bis 3  Wochen, um dann mit Einrichtung des transatlantischen Telegrafen 1866 auf wenige Tage zu schrumpfen.

Infrastrukturelle Einschränkungen relativierten die Aktualität einer Nachricht, aber auch ihre Verlässlichkeit war fragwürdig, weil die Informationen häufig einer Zweit- bzw. Dritt-Quelle entnommen wurden.
Als ein extremes Beispiel für die Nachrichtenkette, die manche Informationen durchliefen, soll eine kurze Notiz über den Grenzstreit zwischen Mexiko und Texas dienen:

 „Oldenburgische Zeitung“ No.103 vom 27.12.1842:

London den 17.Dec. (Ueber Frankreich). Aus New-York soll die Nachricht hier eingegangen sein, daß Mexico die angebotene Vermittelung der Ver. Staaten in seinem Streite mit Texas zurückgewiesen habe. An der Börse fand diese Nachricht indeß wenig Glauben.

Zu den technisch bedingten Verfremdungen einer Nachricht kam, nicht anders als heute, die persönliche Interpretation durch den Autor, so dass der Wahrheitsgehalt der Artikel  äußerst fragwürdig ist.[20] Die Aussagekraft hinsichtlich der Wahrnehmung und der politischen  Intention des Zeitungsschreibers bleibt jedoch ungebrochen, sie wird eventuell sogar verstärkt.

Die allgemeine Auswanderungsdiskussion

In den 1830er Jahren wurde aus einer temporären und regionalen Auswanderung eine Massenbewegung, die nach und nach sämtliche deutsche Staaten erfasste. Die Oldenburger Zeitungen berichteten bis dahin sehr vereinzelt über Auswanderungen aus anderen Staaten und dies zumeist im Kleingedruckten; z. B.:

  „Oldenburgische Zeitung“ No. 53 vom 02.07.1830:

Die Auswanderungslust hat in der Provinz Starkenburg (Darmstadt) so wenig ihre Gränzen erreicht, daß sie im Gegentheil eher zu wachsen, als abzunehmen scheint. Am 8.Juni kamen 86 Auswanderer aus der Bergstraße durch Darmstadt; sie führten viel Gepäck mit sich. Am 10. früh folgte ein zweyter Transport aus dem Landgericht Lichtenberg im Odenwalde, wo die Auswanderungslust ebenfalls sehr rege ist. Es waren 77 Personen, welche einige und zwanzig Wagen mit sich führten; Männer und Frauen im kräftigsten Alter, dickwangige Knaben und blühende Mädchen bildeten den Zug. Alle schienen freudig ihrem neuen Vaterlande, den vereinigten Staaten von Nord-America, entgegen zu gehen.

Oldenburg selbst war auch längst nicht in vergleichbarem Maße betroffen, und den Oldenburger Zeitungen war daran gelegen, diesen Umstand des Öfteren zu betonen. In der Fußnote zu einem ansonsten relativ uninteressanten „Auszug eines Briefes aus Amerika“ (OLB 45 v. 1833/11/05)[21] wird dies deutlich: „Dieser Brief ist zwar schon ziemlich alt und enthält wenig Interessantes für die gewöhnlichen Auswanderungslustigen, allein der Einsender hat ihn doch im Auszuge mittheilen wollen, da er einige Striche zur Schilderung des Lebens eines amerikanischen Landgeistlichen enthält. Der Verfasser wanderte nemlich im Jahre 1791, als Candidat der Theologie aus, weil ihm in seinem Vaterlande, (er war kein Oldenburger) die Aussicht auf Anstellung genommen war.

Noch 1832 behaupteten die „Oldenburger Blätter“, dass „noch kein Oldenburger ausgewandert“ sei. (OLB 3 v. 1832/01/17) Dieser Aussage lag jedoch ein eigentümliches Verständnis dessen, wer ein Oldenburger sei, zu Grunde; alle bisher Ausgewanderten stammten eben nicht aus der „Stadt“ Oldenburg und ihrer näheren Umgebung, sondern vor allem aus dem Süden des Herzogtums, d.h. vor allem aus den Ämtern Vechta und Damme, Steinfeld, Löningen und Cloppenburg. Dies sollte sich auch in den folgenden Jahren nicht ändern. Die Auswanderung aus dem Amt Damme betrug z. B. nahezu das Zehnfache der Auswanderung aus der Stadt Oldenburg.[22]

Die Politik der deutschen Staaten in den Anfangsjahrzehnten des 19.Jahrhunderts war geprägt von dem Wunsch, Auswanderung zu begrenzen, häufig mit dem Mittel des Verbotes und der Ausreiseverweigerung. In Preussen war beispielsweise die „Anstiftung zur Auswanderung“ noch 1843 ein Straftatbestand. Auch die Berichte über Not und Elend der Ausgewanderten, über Schiffsunglücke und Strapazen auf der Überfahrt sowie die Warnungen vor Ausbeutung durch Agenten sind sicherlich zu großen Teilen der Einschätzung zuzuschreiben, dass Auswanderung in hohem Maße einen Verlust darstellte. Der Versuch der Abschreckung und des Verbots war aber ebenso wenig erfolgreich wie der beispielhafte lyrische Appell an den Patriotismus:

„Oldenburgische Blätter“ No. 42 vom 15.10.1833:

 An die Auswanderer.

 Wie preis’t euch Deutschen man so sehr
Ein Paradies dort über’m Meer?
Was drängt, der Zukunft unbewußt,
Euch von der Heimath Mutterbrust?

Es mag der träge Bürger ziehn!
Dem Fleiß kann hier auch Segen blühn;
Hier, wo es nicht an Land gebricht,
Giebt es auch Uebervölkrung nicht.

 

[…][23]

 

Im Vaterland der eigne Heerd
Der bleibt dem Deutschen lieb und werth,
Und was er drinnen wirkt und schafft,
Bewährt des Deutschen innre Kraft.

 

Und durch ein unauslöslich Band
Geknüpft an Fürst und Vaterland,
Steht er mit alter Deutscher Treu
In allen Stürmen kräftig bey,

 

Und weichet nicht von Treu und Pflicht,
Und weicht vom Vaterlande nicht,
Weil er, bey trüber Gegenwart,
Auf bessre Zukunft ruhig harrt.

 

Auf seiner Fürsten Biedersinn
Blickt stets sein Fleiß vertrauend hin;
Er spricht, baut es sein täglich Brod:
Den guten Fürsten segne Gott!

 

So denket fest und gut und wahr
Ein ächter Deutscher immerdar;
Wer nicht zu diesen sich gesellt,
Mag ziehen in die neue Welt!

 

Nach und nach setzte sich der Gedanke durch, dass nur „träge Bürger ziehn  (s.o.) und die Auswanderung „als ein wahrer moralischer Gewinn für die Gesellschaft zu betrachten“ sei. (OLZ 56 v. 1834/07/15) Anders formuliert, stellte sich die Auswanderung als soziales Ventil für wirtschaftlich und politisch schwache Gesellschaften dar. Dies führte dazu, dass einige Staaten, z. B. auch das Königreich Hannover, Auswanderung wohlwollend duldeten, also Auswanderungspolitik betrieben und in diesem Kontext auch gern Insassen ihrer Armen- und Arbeitshäuser und Gefängnisse sowie politische Gegner verschickten, allerdings mit der Auflage, im Falle der Rückkehr wieder inhaftiert bzw. im Armenhaus untergebracht zu werden. Nicht zuletzt Hannover hat sich dabei hervorgetan, begünstigt durch die unmittelbare Nachbarschaft zu Bremen/Bremerhaven. Hannover hat aber auch den auf eigene Kosten Auswandernden die Staatsbürgerschaft bis zur Einbürgerung in den USA (frühestens 5 Jahre nach der Ankunft) belassen, während z. B. Preußen zum Zeitpunkt der Auswanderung die Staatsbürgerschaft entzog, Rückkehr in die Heimat also vom Wohlwollen der Behörden abhängig machte. So konnten Auswanderung und Rückkehr erschwert werden[24]. Zunehmende Klagen über die Ausbeutung ihrer Staatsangehörigen durch skrupellose Geschäftemacher unter den Auswanderungsagenten und immer häufigere Beschwerden aus Auswanderungshäfen bzw. aus den Zielländern über völlig mittellos gestrandete Auswanderer führten zur Einrichtung einer geregelten Infrastruktur und Gesetzgebung, ohne dass die „Auswanderungsfreiheit“ der (revolutionären) Paulskirchenverfassung (§ 6, Art. I) verbindliches Reichsgesetz hätte werden können. Die Revolution war schon gescheitert, als die „Constitutionelle Nationalversammlung“ noch die „Ausführungsbestimmungen“ diskutierte.[25] Auch begann diese ein gutes Geschäft zu werden. So gut, daß schließlich Auswanderungshäfen wie Bremen und Hamburg sich beklagten, wenn die Auswanderung rückläufig war oder andere Häfen bevorzugt wurden. Beispielsweise verhandelte die Stadt Bremen 1875 mit dem Norddeutschen Lloyd über Möglichkeiten, die Auswanderung über ihren Hafen zu steigern, da die gesunkenen Auswandererzahlen 1874 bereits zu Verlusten im Personen- und Handelsverkehr nach den Vereinigten Staaten und zu sinkenden Aktienkursen geführt hätten. Der ökonomische Aspekt wurde auch in den Zeitungen berücksichtigt, in denen ab den 1850er Jahren regelmäßige Werbeanzeigen für Auswanderungsüberfahrten erschienen.

Anzeige des Norddeutschen Lloyd von April - Juni 1958 in der Oldenburgischen Zeitung (OLZ)

Die Verödung ganzer Landstriche, der allmählichen Mangel an Arbeitskräften und wehrfähigen Männern und der Abfluß von beträchtlichem Vermögen, als nicht mehr nur Bedürftige auswanderten, führte auch zu der Überzeugung, dass die Ursachen für die Auswanderung und nicht, wie zuvor, die Auswanderer bekämpft werden müssten.

„Oldenburger Zeitung“ No. 167 vom 14.10.1862:

In der „Reform“ fragt ein mecklenburgischer Amtmann einen Dorfschulzen: „Welches Mittel kann man wohl anwenden, um die Auswanderung der Mecklenburger nach Amerika zu hemmen, die leider immer mehr überhand nimmt?“ Der Dorfschulze antwortet: „Dat geiht ganz licht. Setten Se man int Blatt, dat Amerika mecklenborgisch worden ist – da geiht keen Mensch mehr rüber.“

Diese Glosse verweist auf eine Ursache für die Auswanderung, nämlich die staatliche Repression, auf welche die Oldenburger Zeitungen mit viel Häme reagieren konnten, da es ihrer Überzeugung nach im Herzogtum keinen Anlaß für Klagen geben konnte, ganz im Gegensatz zu anderen deutschen Staaten. Besonders eindrücklich zeigt dies ein Artikel in der „Volkszeitung für Oldenburg“ No.93 vom 02.11.1853:

Der Musterstaat Kurhessen

Im deutschen Musterstaat, Kurhessen, geht es etwas sonderbar zu.

[…][26]

Das einzige Glück des kurhessischen Volkes scheint im Auswandern zu liegen, aber die Verfassung, wenigstens die Gesetzgebung, will auch dieses Glück möglichst aufheben und es sind deshalb Reskripte erschienen, die so zu sagen Auswanderungs-Spione anstellen, auf deren Angabe Jedermann in Kurhessen, wenn er über die Grenze reisen will zurückgehalten und heimtransportirt werden kann.

Es läßt sich aber auch nicht leugnen, daß Grund zu diesem Reskript vorhanden ist. Auswärtige Zeitungen haben schon öfter behauptet, daß aus Kurhessen ganze Dorfschaften ausgewandert sind, was von Hassenpflugschen Zeitungen als Uebertreibung angegeben wurde. Jetzt jedoch stellt sich die Wahrheit der Thatsachen ganz unbestreitbar heraus. Es sind nicht nur ganze Dorfschaften ausgewandert, sondern die leer stehenden armseligen Hütten der Bauern wurden in einzelnen völlig verlassenen Dörfern jetzt niedergerissen und die Stätten der Geflüchteten in Felder umgewandelt.

Wenn solche Thatsachen nicht für das Glück der Hassenpflugschen Regierung sprechen, so giebt es keine Beweise von Volkesglück mehr. Es verdienen diese Thatsachen, daß man sie öffentlich dokumentire, damit nicht spätern Zeiten gerechte Zweifel darüber erhoben werden mögen, ob wirklich im Herzen Deutschlands in der Mitte des zivilisirten neunzehnten Jahrhunderts dergleichen gemeinsames Fliehen aus dem Vaterlande möglich war. Ob wirklich solche Zustände existiert haben, daß sie im Volke die Natur umkehrten und die natürliche Liebe zur heimathlichen Scholle, in Verachtung und Haß gegen dieselbe umzuwandeln im Stande waren.

[...]

In der That, es ist charakteristisch, das solch‘ ein Zustand in Kurhessen eintritt: Entvölkerung nach der Volksbeglückung, und Eides und Treubruch und Unzucht und Defraudation in den Reihen der Treubündler des beglückten Musterstaates.

(B.Z.)


Auch die religiöse Unfreiheit in verschiedenen Staaten galt als eine Motivation für die Auswanderung,[27] welche jedoch ebenfalls in Oldenburg wenig Bedeutung hatte.

Erste Seite der Passagierliste der "Olbers". Am 21. Januar 1839 ist das Schiff mit Martin Stephan und seinen ca. 200 altlutherischen sächsischen Gläubigen an Bord in New Orleans eingetroffen. (National Archives Microfilm Publications, M 259, Roll 17)

Der mit Abstand wichtigste Schubfaktor war jedoch die ökonomische Situation in Deutschland, und sie war auch für Oldenburg entscheidend. Hierzu gehörten Extremsituationen wie die Notstände  in Süddeutschland 1814-17, die Krisen von 1845-1848, die Revolution 1848/49 und die Rezession zu Beginn der 1850er Jahre, aber auch wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen wie die Abgabenhöhe, das Niederlassungsrecht und die Gewerbefreiheit. Vor allem letztere forderte eine Reihe von Autoren als Maßnahme zur Verringerung der Auswanderung aus Oldenburg; z.B.:

 „Neue Blätter für Stadt und Land“ No. 51 vom 26.06.1847

[Leitartikel] Einiges über Auswanderungssucht.

Wenn gleich nicht zu verkennen ist, das Viele der aus unserm Lande Auswandernden durch lockende Briefe, falsche Vorspiegelungen gewissenloser Leute, glänzende Schilderungen des Glückszustandes ihrer Angehörigen (die selten der Wahrheit getreu sind), bewogen werden, ihr Vaterland zu verlassen und sich nach Amerika überzusiedeln, so sind dieses doch nicht die Hauptmotive zur Auswanderung. Der Drang sich eine bessere Existenz zu verschaffen, selbst dann, wenn keine ganz ungünstigen Verhältnisse vorliegen, ist jedem Menschen eigen, und somit läßt er Nichts unversucht, was diesem Drange Befriedigung zu gewähren scheint. Je beschränkter aber der Wirkungskreis ist, worin er sich zu bewegen hat, je ungewisser sind seine Aussichten, das vorgesteckte Ziel in der Heimath zu erreichen; und um so weniger hat man sich zu wundern, wenn der für sein Glück thätige Mann Amerika gegen sein Vaterland vertauscht, da in den Freistaaten die Gewerbefreiheit jeden unternehmenden Kopfe Gelegenheit an die Hand giebt, auf eine oder andere Art sein Heil zu versuchen. Gelingt Manches nicht, so hat er darum nicht zu verzagen, es bleibt ihm ja der Weg offen, sich anderswo umzusehen, oder ein Anderes zu versuchen, indem er für sein Geld ein Patent zu jeglichem Geschäfte erhalten kann.

Wie ganz umgekehrt ist es hier aber im Oldenburgischen. Bleiben wir zum Beispiel beim Handwerker stehen. Ein solcher wünscht sich zu etabliren, hat seine Lehrjahre durchgemacht, sich auf Reisen vervollkommnet, das gehörige Betriebscapital nachgewiesen, der Militairpflicht genügt und das großjährige Alter erreicht; mithin kann ihm die Handwerks-Verordnung nicht entgegen stehen, und er ist glücklich in der Hoffnung, seinen heiß ersehnten Wunsch nicht abgeschlagen zu sehen. O! zu voreilige Freude! – Wäre es dir, glücksuchender Mann, bewußt, welche Hindernisse dir noch entgegen treten können, ehe du deinen Zweck erreichst, gewiß du würdest deine Freude um ein Bedeutendes herabstimmen. Mit der Einreichung deines Gesuches um Aufnahme als Meister bei dem betreffenden Amte, fällst du erst der Gunst deines Amtmanns anheim. Dieser wird, im Fall du dich solcher nicht zu erfreuen hast, seinen Bericht an die Regierung so einzurichten wissen, daß deine Eingabe mit dem gewöhnlichen, aber inhaltschweren Worte:

„auf das Gesuch kann nicht eingetreten werden.“ zurückgewiesen wird. Legst du deshalb nun auch Recurs ein, es wird dir selten helfen. Fordert die obere Behörde einen Bericht, so wird dieser natürlich so gestellt, daß er die abgegebene Resolution ganz rechtfertigt. Durch welche Mittel wird sie aber gerechtfertigt? – Wodurch wäre allen diesen Plackereien vorzubeugen? Antwort: durch Gewerbefreiheit. Die in ihrem alten Rechte sitzenden Gewerbetreibenden würden freilich über Ueberfüllung des Gewerbes durch die Gewerbefreiheit schreien, jedoch was thuts? Mag doch Jeder zusehen, wie er durch billige humane Behandlung der Eingesessenen sein Brod sichert und mit den Mitarbeitern in seinem Fache gleichen Schritt hält. Ist doch der Gewerbestand nicht da, damit nur die Ausübenden Nutzen ziehen, nein! des allgemeinen Wohles wegen. Geben uns doch andere Staaten den Beweis, daß sich Gewerbefreiheit mit den Interessen der Unterthanen bestens verträgt, warum sollen wir länger den Ansichten und oft Launen der Beamten ausgesetzt sein, die durch ihre Machtsprüche uns das Lebensglück zerstören oder erhalten können, je nachdem wir verstanden haben, ihre Gunst zu erlangen, oder den graden Weg gehend, solche verscherzt haben. Gebt uns Gewerbefreiheit, und nochmals sei es gesagt, die Unannehmlichkeiten haben ein Ende.

[…][28]

Es wäre ein Leichtes mehrere Verhältnisse nachzuweisen, wo es klar wurde, daß das Vorhaben verschiedener Personen sich eine Erwerbsquelle zu verschaffen, an dem Entgegenarbeiten des Beamten scheiterte.

Auf unsern anfangs erwähnten Gegenstand, nämlich die Auswanderung nach Amerika, zurückkommend, bemerken wir noch, daß eben die Unsicherheit, sich im Vaterlande selbstständig niederlassen zu können, Viele veranlaßt auszuwandern; denn wie Mancher unterliegt dem einseitigen Gutfinden der Behörde, obgleich er die Mittel besitzt, sich einen eigenen Heerd zu gründen! Von Eltern, die ungern das ihnen sonst theure Vaterland verlassen, und gerne zu den Gebeinen ihrer Voreltern gebettet werden möchten, hört man immer nur die Klage: „wir hätten hier noch wohl zu leben, aber unserer Kinder wegen müssen wir auswandern, denn diesen bleibt, wenn sie sich einem Geschäfte widmen, für die Zukunft nur die Ungewißheit, ob sie sich in ihrem Kirchspiele selbstständig niederlassen dürfen. Uns belehrte die Erfahrung, daß enorme Schwierigkeiten zu überwinden sind, und will man im eigenen Kirchspiel die Kinder nicht wirken lassen, wenn sie Männer geworden; wieviel weniger wird es ein fremdes thum.“*) Den Eltern wie den Kindern ist es aber darum zu thun, daß letztere nicht auf die Handthierung der Ersteren beschränkt sind und in deren Fußstapfen treten müssen, nein! sie wollen eine bessere Existenz, und können sie solche in ihrem Vaterland nicht finden, muß Amerika den Ausweg zeigen. Wer wollte wohl diesen Leuten unter solchen Umständen das Auswandern verdenken!

[…]

Alles das vorhin Gesagt zusammen genommen, muß uns in der Ansicht bestärken, daß die Erwerbszweige der Unterthanen im Herzogthum Oldenburg zu beschränkt sind; man gebe uns Gewerbefreiheit und Wenige werden fortan ihr Vaterland mit Amerika vertauschen wollen.

D., im Mai       .....s.

*) Es ist bezeichnend für unsern Zustand – sagt Immermann (Memorab. I. S.111) -, daß deutsche Eltern in den Kindern die Zukunft zu erblicken pflegen, und zwar die Segnungen derselben, welche ihnen versagt blieben.  A.d.R.

In diesem Zusammenhang wurde, wie auch oben, immer wieder auf die Vereinigten Staaten als Vorbild verwiesen. Insbesondere die mangelnden Chancen, in der Landwirtschaft zu eigenem Besitz zu gelangen, wurden beklagt und die Aufteilung der Großgrundbesitze bzw. die Kolonisierung der brachliegenden Moorgebiete gefordert, welches nach und nach auch von der Regierung realisiert wurde.

Die Auswanderung wurde durchaus differenziert betrachtet, nicht nur innerhalb des gesamten Meinungsspektrums. Oft stellte ein Autor sowohl die positiven als auch die negativen Seiten dar. Mit Bedauern wurde jedoch immer wieder die verpasste Chance betont, dass mit der Vielzahl der Auswanderer eine blühende deutsche Kolonie gegründet werden könnte, wenn es nur gelänge, die Wanderungsbewegungen entsprechend zu steuern.

 „Oldenburger Zeitung“ No. 106 vom 08.07.1858

Julius Fröbel, über deutsche Auswanderung.

(Beschluß) [29]

[…]

In allen Beziehungen aber, den national-ökonomischen wie den politischen, entspricht die deutsche Auswanderung auch nicht entfernt den Erwartungen, welche Deutschland von den vortheilhaften Rückwirkungen eines solchen Menschenbeitrages zur Bevölkerung und Cultivirung außereuopäischer Länder unter anderen Verhältnissen hegen dürfte. Die deutsche Nation sendet eine Menschenmenge aus, welche hinreichend ist, der nordamerikanischen Union in jedem Jahre einen neuen Staat hinzuzufügen, - sie sendet eine Menschenmenge aus, welche hinreichend wäre, in zehn Jahren Central-Amerika in ein deutsches Land zu verwandeln. Von den national-ökonomischen und politischen Folgen, die ein solches Resultat nach sich ziehen würde, ist natürlich unter gegenwärtigen Umständen kaum ein Schatten zu spüren. Wirft man also die Frage auf, wodurch Deutschland um einen so großen Theil der ihm aus seiner Auswanderung eigentlich zukommenden Vortheile betrogen wird, so ist die Antwort einfach: Dadurch, daß die deutsche Auswanderung, anstatt sich an passendem Orte zu eigenen Kolonien zu sammeln, sich unter anderen Bevölkerungen zerstreut.

Unter anderem zu diesem Zweck wurde eine Vielzahl von Auswanderungsvereinen gegründet mit Kolonisationszielen in verschiedenen Weltgegenden, auch in Osteuropa und Afrika, vor allem aber in Süd- und Nordamerika, hier beispielsweise die Adeligen-Kolonie in Texas.

Diese Vereine und Gesellschaften arbeiteten mit unterschiedlichen Schwerpunkten in vielfältigen Bereichen. Sie vermittelten im Heimatland die Schiffspassage, erleichterten die notwendigen Behördengänge und den Verkauf der zurückgelassenen Güter sowie den Ankauf von Land in den Zielländern und unterhielten in den Auswanderungshäfen die sogenannten Auswanderungshäuser, in denen die Wartezeiten bis zur Abfahrt überbrückt werden konnten. Vor Ort, d.h. im Zielland, dienten sie als Anlaufstellen und Kontaktbörsen für die Einwanderer und berieten diese in sämtlichen Lebenslagen. Sie veröffentlichten Publikationen und Zeitungen zum Thema Auswanderung[30], regelmäßige Berichte über die Höhe der Einwanderung und die Situation im Einwanderungsland, z. B. über den aktuellen Arbeits- und Berufsbedarf, sowie allgemeine Ratgeber für die Auswanderer. Vieles hiervon, insbesondere Warnungen, findet sich in den Zeitungen wieder.

Das Amerikabild im Besonderen

Größere Bedeutung in der Presseberichterstattung bekamen die Vereinigten Staaten erst in den 1830er Jahren, während sie zuvor nur vereinzelt oder mit Kurznachrichten und im Vermischten präsent waren. Dies gilt für die gesamte deutsche Presse, was beispielsweise dadurch deutlich wird, dass die „Augsburger Allgemeine Zeitung“ erst 1833 eine eigene Rubrik für die Vereinigten Staaten einrichtete, während diese zuvor unter „Amerika“ eingeordnet wurden.[31] In diesem Zeitraum wurde ebenfalls eine Vielzahl von Spezialzeitungen zu Amerika gegründet.[32] Ein Zusammenhang mit der gesteigerten Auswandererzahl scheint offensichtlich. Eine weitere Ursache hierfür ist aber sicherlich auch die Entwicklung der Vereinigten Staaten zu einer Weltmacht, die sich zunehmend in europäische Belange einmischte. Während noch 1814 eine englische Zeitung den Krieg mit den Vereinigten Staaten als unbedeutend im Vergleich mit den europäischen Belangen einstufte,[33] wurde 1853 bei der Koßta-Affäre deutlich, welches Gewicht diese in der Zwischenzeit erlangt hatten. Die Verhaftung des Ungarn Koßta in der Türkei durch die österreichische Regierung führte zu schweren diplomatischen Verwicklungen, da die Vereinigten Staaten Koßta, der 1851 einen Antrag auf Einbürgerung gestellt hatte, als Staatsbürger betrachteten. Überdies nutzten sie die Möglichkeit, sich als Schutzmacht der Türkei zu profilieren. Die „Volkszeitung für Oldenburg“ zitierte den russischen Zaren mit der bezeichnenden Aussage: „Sagen Sie dem Kaiser von Oesterreich, daß, je rascher er die Sache fallen läßt, es desto besser für ihn ist; die Amerikaner werden schnell genug herüberkommen, man braucht sie nicht erst einzuladen.“ (VOL 80 v. 1853/10/02) Das Ergebnis war die Freilassung und Abschiebung Koßtas nach Frankreich.[34]

Während des amerikanischen Bürgerkrieges war das Interesse  schon so groß, dass es möglich ist, diesen bis in die Frontverläufe allein durch das Studium der täglichen Zeitungsartikel zu verfolgen. Seine Bedeutung schätzte ein Reporter der „Wiener Presse“ als „das größte Ereignis, welches sich in dem halben Jahrhundert zugetragen hat, das dem Wiener Congresse folgte.“ (OLN 63 v. 1865/05/28)[35] Für die Oldenburger Zeitungen handelte es sich einhellig um einen Kampf für die Freiheit und gegen die Sklaverei,[36] dessen Ergebnis auch in Europa von Bedeutung sein sollte: „Fortan tritt in alle politischen Verhältnisse ein neues Element, die gewaffnete, siegreiche Demokratie.“ (OLZ 108 v. 1865/05/10)[37] Diese Einschätzung kann durchaus als Warnung an die eigenen Regierungen in Deutschland interpretiert werden und verweist auf eine weitere entscheidende Ursache für die Attraktivität der Vereinigten Staaten als Zeitungsthema: der Umstand, dass das dortige Geschehen und die Verhältnisse dazu dienen konnten, die Bedingungen und die Politik in der eigenen Heimat zu kritisieren, ohne zensiert zu werden.

Dass es nicht ohne Widerspruch bleiben konnte, wenn die Vereinigten Staaten dem „Vaterland“ als Vorbild bzw. als Spiegel präsentiert wurden, liegt nahe, wenngleich sich der herausgeforderte Patriotismus mitunter bis ins Obskure verstieg. So provozierte eine rein botanische „Beschreibung der in Nordamerica befindlichen dreyerlei Eichenarten“ (OLB 50 v. 1829/12/15) die mit der Frage endete, ob deren Anbau auch in Deutschland empfehlenswert wäre, eine empörte und sehr umfangreiche Erwiderung, die in der Essenz gipfelte: „Wenn es in unserer Gegend bloß auf die Bäume […] ankäme, so möchte ihre Anzucht etwas für sich haben; allein hier entscheidet der innere Werth die Anzucht, und in Betreff dieses sind sie unseren Eichen nicht gleichzustellen“. (OLB 30 v. 1830/07/27)

Dieses Muster der kontrastierenden Berichterstattung zieht sich in unterschiedlicher Gewichtung, je nach politischer Ausrichtung der Zeitung, durch sämtliche Themenbereiche und über die gesamte Zeitdauer.

Als besonders attraktiv und als nachahmenswertes Vorbild wurden in der Regel die bürgerlichen Freiheiten und die politische Gleichheit in den Vereinigten Staaten hervorgehoben. Bezeichnend ist die kurze Geschichte im „Vermischten“ der „Oldenburger Zeitung“ No.243 vom 17.10.1865:

 Eine noch unbekannte Lincoln-Anekdote bringt die Bresl.Ztg.: Ein preußischer Lieutenant, der wegen Schulden sein Vaterland und seinen Dienst hatte verlassen müssen, wußte sich eine Audienz bei dem Präsidenten Lincoln zu verschaffen und erhielt, da er im Uebrigen ein intelligenter und anstelliger Mann war, die Zusicherung einer Lieutnantstelle in einem Reiterregiment. Hierüber ganz entzückt, glaubte er schließlich auch nicht verschweigen zu müssen, daß er einem der ältesten preußischen Adelsgeschlechter angehöre. „Oh“ sagte der alte Abraham, „das wird Ihnen in Ihrem Fortkommen hier gar nicht hinderlich sein.“

Ebenfalls hervorgehoben wurde die religiöse Freiheit in den Vereinigten Staaten, im Gegensatz zu den Einschränkungen, die in vielen deutschen Staaten beklagt wurden. Aber auch dies wurde in den Zeitungen nicht nur positiv gesehen:

 „Neue Blätter für Stadt und Land“ No. 27 vom 07.04.1849

Amerikanische Zustände.

Der treffliche Verfasser des „deutschen Protestantismus“, eines Buches, in dem uns der treueste Spiegel unsrer Sünden und Schwächen vorgehalten wird, Friedr. Hundeshagen, sagt in einer kleinen Broschüre: Das deutsche Parlament, über die Nord-Amerikaner, unter denen er zehn Jahre gelebt, Folgendes:

Wir finden in den Vereinigten Staaten, deren Bevölkerung ehemals fast ausschließlich aus streng religiösen, rechtlichen Bewohnern bestand, wenig, fast keine Treue, keinen Glauben mehr, wir finden zwei, wenn nicht drei Fünftheile der Bevölkerung in völliger Unbekanntschaft mit dem Christenthum, wirklich existirt die Kindertaufe dort gar nicht, auch nicht bei den Sekten, daneben sehen wir religiöse Heuchelei und Fanatismus.

[…]

Man gab zuerst die Religion frei, statt festzusetzen, es müsse jeder einer kirchlichen Gemeinde angehören, welcher er auch wolle, und eine religiöse Erziehung erhalten. Daraus folgte Heidenthum und Ruchlosigkeit; denn wo keine Religion, ist auch kein Eid, kein Recht.

[…][38]

Als religiöse Gruppe wurden vor allem die Mormonen negativ dargestellt, mit heftigster Kritik an der Polygamie, aber auch an den Bemühungen um politische Unabhängigkeit und eigenständige Gesetzgebung in den Mormonensiedlungen in Utah.[39] Eine zu große staatliche Sorglosigkeit wurde gegenüber den Machtansprüchen der katholischen Kirche beklagt.[40] Verschiedene religiöse Ausprägungen wurden jedoch nur belächelt, zum Beispiel die Ausbreitung des Hexenglaubens in Pennsylvania (OLZ 52 v. 1853/04/03), das Auftreten einer „Negerin als Messias“ (OLZ 34 v. 1847/04/27) oder die Zunahme des Spiritismus:

 „Der Beobachter“ No. 126 vom 26.10.1852

Amerikanische Geisterseher.

Es ist für die geistige Entwicklung der amerikanischen Bevölkerung ein sehr beschämendes Zeugniß, daß die Secten der Spiritualisten oder Geisterseher sich täglich vermehren, selbst unter den besseren Classen der Gesellschaft Proselyten werben, mit ihrem Wahnsinn auf offenem Markte auftreten, und mit demselben eigene Journale füllen. Am 30. des vorigen Monats hielten sie längst angekündigtes Meeting in Worcester, und die Scenen, die dabei auftauchten, wären selbst für ein Irrenhaus noch zu barok gewesen. Zuerst wurde ein Mr.Davis der Versammlung vorgestellt, als ein Mann, den der „Geist“ zu wiederholten Malen mit einem Besuche beehrt hatte, und der einen getreuen Bericht über seine Zwiegespräche mit dem „Geiste“ abzustatten bereit sei. Der Fall war selbst für diese Versammlung, die doch ohnedies aus lauter Geistersehern bestand, abnorm, denn Mr.Davis erzählte, er sei, wie Keiner vor ihm, so glücklich gewesen, einen ganzen Geistercongreß gesehen zu haben.[…][41] – Ein anderer Namens Mr.Hewitt las eine Mittheilung von J.Hancock’s Privatgeist, bestätigt durch die Privatgeister der Herren Washington, Franklin, Henry u.s.w. Darin wird Mr.Spear als eine Art von Heiland der sündigen Welt angekündigt. Dazwischen rief eine Frau von der Gallerie, die auch viel mit Geistern zu thun hatte: O könnte ich meine Erlebnisse seit meinem zwölften Jahre verkünden! Thut Buße, denn der letzte Tag bricht an! Dann erhob sich ein breitmäuliger Schotte und rapportirte, eben sei Mr.Hancock’s Geist bei ihm gewesen und habe sich über einige Unrichtigkeiten in dem zu Anfang der Sitzung vorgelesenen Berichte beschwert. Eine Dame las eine Mittheilung von einem Geiste in Ohio vor. Ein anderes Mitglied schilderte die Ehe als die Wurzel alles Unheils; und während all dieser Wahnsinn vorgetragen wurde, sah man einzelne Männer und Frauen, „die eben mit ihrem Geiste in Widerspruch waren, sich wie Rasende geberden, sich im Kreisel drehen und die furchtbarsten Grimassen schneiden“. Der Präsident scheint noch der Vernünftigste gewesen zu sein, denn er hat zu wiederholten Malen dem tollen Treiben Einhalt zu thun. Vergebens. Die Geister geberdeten sich darum nur noch wüthender. Die Sitzung schloß wie sie angefangen hatte. Die Majorität der Geister scheint sich für den Weltuntergang ausgesprochen zu haben. Doch kam es zu keiner entscheidenden Abstimmung und die nächste Versammlung auf den December angesagt.

Die weite Verbreitung von Verbrechen wurde jedoch immer als Problem angesehen und sehr häufig beschrieben. Der Stolz auf die Freiheit in Amerika sei geradezu unbegründet, da die oberste Gewalt in den Händen von Verbrechern und Gesindel liege und dieser „Despotismus (sei) schlimmer als derjenige Rußlands oder Frankreichs“. (OLZ 204 v.1858/12/30)[42] Aber auch Mordfälle, Lynchverfahren und Ähnliches entgingen  nicht der Ironie:

„Oldenburger Zeitung“ No. 64 vom 26.04.1859

Amerika. – Newyork, 7.April […]

Der „Nationalztg.“ wird aus Newyork geschrieben: In manchen einzelnen Wochen geht es hier im Mordgeschäft ziemlich lebhaft zu, wie nur etwa in London vor 50 oder 100 Jahren. Von Mittwoch den 30.März einschließlich sind hier in der Stadt Newyork nicht weniger als 16 Morde, Todtschläge oder Verwundungen durch Stich- und Schußwaffen weggekommen – macht jeden Tag im Durchschnitt zwei. Das ist freilich viel, indessen, wenn wir die Einwohnerzahl der Stadt in runder Summe auf 700.000 Seelen rechnen, bleiben doch noch immer 699.984 übrig, die in dieser Woche nicht ermordet, nicht erschlagen und nicht verwundet worden sind. So sehr lebensgefährlich ist es also immerhin nicht.

Als eine Ursache hierfür wurde das Justizwesen dargestellt. Ebenso wie die Politik erschien es korrupt, chaotisch und wenig effizient. Das politische Vorbild der Vereinigten Staaten wurde zudem durch den Umgang mit den Minderheiten in Frage gestellt. Spezifische Modethemen sind erkennbar: 1844 beispielsweise die europäischen Einwanderer, in den 60er Jahren die Sklaven und in den 70er Jahren zuerst die Indianer und dann die chinesischen Einwanderer.

 „Oldenburgische Zeitung“ No. 64 vom 09.08.1844

Ausland

Cincinnati, 19. Juli (S.M.) Die Zwistigkeiten zwischen den National-Americanern und den Irländern zu Philadelphia hätten hier beinahe Veranlassung zu ähnlichen Auftritten gegeben. Statt der Irländer ist aber hier die Aufregung gegen die Deutschen gerichtet, welche fast den dritten Theil der Bevölkerung Cincinnati’s bilden und von den Natives längst mit neidischem Auge betrachtet wurden. Da sie aber friedfertigerer Natur sind, als die Kinder Erins, und mehrere wohlbewaffnete und einexercirte Militaircompagnien auf den Beinen haben, so haben sich ihre Gegner noch nicht an sie gewagt. Es ist aber durchaus nicht unwahrscheinlich, daß es bei den nächsten Wahlen zu einem Ausbruch kommen wird. Man geht jetzt auch damit um, das Naturalisirungsgesetz aufzuheben und den irischen und deutschen Einwanderern das Stimmrecht zu entziehen. Nach der Unabhängigkeitserklärung von 1776 sind zwar alle Menschen frei und gleich, aber man bleibt hier lieber bei der Theorie stehen, da man die Praxis etwas unbequem findet.

Ebenso wie die Vorliebe für Mordgeschichten fällt die Häufigkeit von Berichten über Schiffs- und Eisenbahnunglücke, Feuersbrünste, Epidemien und Klimakatastrophen auf, die als Indizien für die Oberflächlichkeit und den Leichtsinn der Amerikaner gesehen und als Argumente gegen die wirtschaftliche und vor allem technologische Leistungsfähigkeit der Vereinigten Staaten angeführt wurden.

 „Oldenburger Zeitung“ No. 236 vom 10.10.1871

Vermischtes.

„Man hat jetzt“, schreibt eine Newyorker Zeitung, „ein allerliebstes Spielzeug erfunden: es ist dies ein kleines Dampfschiff, welches, auf Wasser gesetzt, eine kleine Strecke fährt, dann mit einem gehörigen Knall explodiert und die Trümmer kleiner Puppen dem Beschauer ins Gesicht wirft. Durch dieses sinnreiche Spielzeug sollen die Kinder schon frühzeitig an dergleichen Unglücksfälle, die ihnen ja täglich passiren können, gewöhnt werden.“

„Oldenburger Zeitung“ No. 81 vom 23.05.1854

Vermischtes.

- Newyork, 30.April. Der Frühling bezeichnet heuer seinen Beginn mit furchtbaren Stürmen. Noch treiben ein Menge Menschenleichen und Schiffstrümmer an unsern Küsten, noch ist nur ein Theil der 240 Unglücklichen aufgefunden, die auf dem „Powhattan“ von Havre nach Amerika fuhren und bei Long Beach Schiffbruch litten, als uns gestern ein Orkan, von einem heftigen Gewitter begleiteter Sturm heimsuchte.[…][43] – Unsere Stadt ist übrigens in tiefer Trauer. Vom Cityhall, dem Stadthause, und andern öffentlichen Gebäuden wehen Flaggen, halbmasthoch aufgezogen. Ein großes feierliches Leichenbegängnis, das nächsten Sonntag Statt findet, wird eine große Anzahl unserer Bürger, die am 25. bei einer Feuersbrunst auf Broadway ihr Leben auf eine heldenmüthige Weise aufopferten, ehrenvoll zu Grabe geleiten. […] Das Unglück, durch das unerwartete Einstürzen einer Mauer veranlaßt, führte auf den Leichtsinn und die Gewissenlosigkeit, mit welchen hier große Gebäude ohne hinlängliche Grundfesten und sonstige Vorsicht aufgeführt werden, um ohne Rücksicht auf die allgemeine Sicherheit so rasch als möglich der Speculation zu dienen. Diese gewissenlose Praxis wurde bei den Untersuchungen dieses entsetzlichen Unglücks gebührend hervorgehoben, und es soll in Zukunft der unbeschränkten Freiheit der Bauführer ein Damm gesetzt werden. […]

Dennoch wurde auch hier mit viel Neid auf die Vereinigten Staaten geblickt; z.B. in Bezug auf die Art und Weise, „wie man in Amerika Eisenbahnen baut“, deren Effizienz zu einem Vergleich mit Deutschland einlud:Es dürfte ein kleines interessantes Rechenexempel abgeben, wenn man nun in Beziehung auf den Bau der Bremen-Heppenser Eisenbahn, als die uns zunächst liegende, fragt: Wie viel würden die Amerikaner nach obigen Ausführungen Tage gebraucht haben, um die genannte Linie fertig zu stellen und wie viel hätte man wohl Zeit gebraucht, um die Bahn nach dem Stillen Meere nach der bei uns üblichen Methode zu bauen? Um Antwort wird gebeten! (OLN 70 v. 1867/08/31)[44]

Auch die Finanzentwicklung der Vereinigten Staaten von 1846 bis 1855 führte dazu, daß diese als „der glücklichste, gedeilichste, wohlgeordnetste Staat […], der mit Grund von Europa nicht ohne gewisse Scheelsucht betrachtet wird“. (VOL 90 v. 1855/08/01)

Immer neue und größere Goldfunde sowie später die entdeckten Öl-Vorkommen machten die Vereinigten Staaten zu einem Synonym für Reichtum. So betitelte „Der Beobachter“ einen Bericht über die Möglichkeiten der Moorkultivierung mit „Torf-Californien oder Goldgruben im Moor“. (Beo 85 v. 1854/10/28)

Von „Millionären“ wurde berichtet, „die wie Pilze aus dem Boden schießen“ (OLZ 47 v. 1867/02/25) und die keine anderen Sorgen hätten als ihr Geld auszugeben:

 „Oldenburger Zeitung“ No. 293 vom 16.12.1864

Vermischtes.

* Ein Brief aus San Francisco im „Philadelphia Demokrat“ schildert in ergötzlicher Weise, wie der plötzliche Reichthum manche Leute, die von ihm heimgesucht werden, in Verlegenheit bringt. „Einige hundert wohlgekleidete Männer, welche monatlich an 1000 bis 20.000 Dollars aus ihren Goldgruben beziehen, dämeln in der Stadt umher und wissen nicht, was sie mit sich anfangen sollen. Die meisten waren vormals Arbeiter, welche es sich sauer genug werden ließen. Jetzt fühlen sie sich im hohen Grade unbehaglich, denn seitdem sie die Schaufel und die Spitzhacke aus der Hand gelegt, haben sie ein ganz anderes Leben begonnen. Aber ihr größtes Unglück besteht darin, daß sie nicht wissen, wo sie ihr Geld los werden sollen. Allerdings trinken sie den besten Wein, rauchen die besten Cigarren, und speisen vortrefflich, das Alles kostet jedoch nicht viel. Aber in San Francisco giebt Geld allein noch nicht einem Manne den Anspruch auf Verkehr in der guten Gesellschaft und für diese fehlen ohnehin den meisten Neureichen die Vorbedingungen. Ein plötzlich reich gewordener Mann wird in den östlichen Staaten als ein Shoddy bezeichnet, in Californien aber als Washoe (nach den reichen Washoegruben). Vielen Leuten kann man kein anderes Verbrechen zum Vorwurf machen, als daß sie monatlich 10.000 Dollars Einkünfte haben. Ich kenne Einen, den das Mißgeschick betraf, von seinem verstorbenen Bruder obendrein monatlich 12.000 Dollars zu erben, und er ist darüber untröstlich. „Was soll ich nun anfangen?“ sprach er. Ich entgegnete: „Kaufen Sie sich eine gute Bibliothek, kaufen Sie sich auch eine Yacht, treiben Sie Fischfang, werden Sie Jäger, machen Sie Reisen, lernen Sie andere Länder kennen, erfreuen Sie sich an der Kunst, namentlich an schönen Gemälden, oder bauen Sie sich ein schönes Haus und treiben Sie Landwirthschaft. Auf solche Weise können Sie sich die Zeit vertreiben.“ Der Unglückliche gähnte und sprach: „Das Jagen macht mir kein Vergnügen, auf das Fischen verstehe ich mich nicht, zum Ackerbau habe ich keine Lust, beim Lesen habe ich Langeweile und ein Gemäldekenner bin ich auch nicht.“ – Der Briefschreiber versichert, daß er diese Unterredung buchstäblich wiedergebe: er rieth dem Washoe – sich zu ersäufen, dann habe alle Qual ein Ende.

Dies hat sicherlich bei einer Vielzahl von Einwanderern allzu optimistische Vorstellungen vom schnellen Reichtum ausgelöst. Die tatsächlichen Verhältnisse sowie die gesellschaftlichen und politischen Positionen der Deutsch-Amerikaner waren verständlicherweise ein Schwerpunkt der Zeitungen in ihren Berichten über die Vereinigten Staaten und vermutlich auch von besonderem Interesse für Auswanderungsaspiranten, so dass diesem Aspekt hier ein gesondertes Kapitel gewidmet wird.

Das deutsche Element in Amerika

Der Begriff „Adoptivvaterland“ (OLZ 8 v. 1863/01/10) ist für das 19.Jahrhundert eine treffende Charakterisierung des Verhältnisses der Deutsch-AmerikanerInnen zu den Vereinigten Staaten. Wohl waren sie bemüht, schnell „gute Amerikaner“ zu werden, aber gleichzeitig behielten sie eine enge emotionale Bindung an Deutschland. Daß sich die jeweilige  Selbstdefinition je nach den äußeren Verhältnissen ändern konnte, wird bei einem der prominentesten Deutsch-Amerikaner, Friedrich Hecker[45], deutlich. Bei der Betonung der Leistungen der Union während des Bürgerkrieges sprach er das „gewuchtige Wort […]: Ich bin ein Amerikaner!“ (OLZ 150 v. 1865/06/30)[46] Angesichts der deutschen Reichsgründung und des Sieges über Frankreich war er „als Deutscher mit Freude und Stolz erfüllt“. (OLZ 41 v. 1871/02/17)

Insbesondere bei letzterwähnter Gelegenheit, während des deutsch-französischen Krieges 1870/71, wurde die Bindung der Deutsch-AmerikanerInnen an das Stammvaterland deutlich. Die Loyalitäts- und Solidaritätsbekundungen reichten von aufmunternden Gedichten, Spendensammlungen und ausgelassenen Siegesfeiern[47] bis hin zur Rückkehr zwecks freiwilliger Kriegsdienstmeldung; letzteres allerdings nur sehr vereinzelt. Diese Haltung der doppelten Loyalität (dem Adoptivvaterland und dem Stammvaterland gegenüber) wurde erst unmöglich mit dem Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg als Gegner Deutschlands (1917). Von diesem Zeitpunkt an kann auch erst von einer vollständigen Assimilierung der Deutsch-AmerikanerInnen gesprochen werden, auch wenn Die Deutschen in den Zeitungsberichten im 19.Jahrhundert regelmäßig als diejenige Einwanderer-Nationalität bezeichnet werden, die sich am schnellsten und gründlichsten amerikanisiert habe: „Wohin der Deutsche kam, fügte er sich […] in die Verhältnisse ein; so lange das heutige Newyork den Holländern gehörte, verwandelte er demüthig seinen deutschen Namen in einen holländischen, wie er ihn später dem Englischen anschmiegte.“ (OLZ 80 v. 1868/04/04)[48]

Dies mag auch hinsichtlich der Anpassung des Namens und der Färbung der Sprache zutreffen, eventuell auch hinsichtlich der Übernahme des Geschäftsgebarens der Amerikaner, aber andererseits gab es eine Vielzahl politischer und gesellschaftlicher Vereinigungen mit vielfältigen Bestrebungen zur Wahrung und Stärkung des deutschen Elementes in den Vereinigten Staaten. Zu deren, in den Zeitungen dokumentierten, Tätigkeiten gehörten Aktionen zur Einführung der deutschen Sprache als Unterrichtsfach[49], die Gründung deutscher Turnervereine oder ein plattdeutsches Volksfest:

 „Oldenburger Zeitung“ No. 240 vom 14.10.1875

Das erste Plattdeutsche Volksfest in Newyork.

Am 6-10. September d.J. feierten in Newyork die Deutschen aus Norddeutschland bekanntlich ein Erstes großes allgemeines Plattdeutsches Volksfest. Es liegt uns darüber der Bericht eines Oldenburger jungen Freundes vor, welcher die Reise von Baltimore nach Newyork mit einigen 80 anderen strammen Burschen zu diesem Fest unternahm. Das für dieses Fest aufgestellte Programm ist natürlich nur mit amerikanischem Maßstabe zu messen, es fehlt uns Europäern und namentlich uns Deutschen, für die Großartigkeit dieses Volksfestes vollständig der Begriff. Das Fest zur Einweihung des Hermanndenkmals im Teutoburger Walde, welches wir im verflossenen Sommer mitfeierten, und welches eine erkleckliche Anzahl von Menschen auf die Beine brachte, kann den Vergleich an versammelten Menschenmassen und der entwickelten großartigen Pracht und Festlichkeit nicht im Entferntesten bestehen. – Da die Entfernungen für den Festzug, welcher sich am 6. Sept. durch die Straßen Newyorks bewegte, sich für eine Menge von Theilnehmern zu groß erwiesen, waren für diese über 1000 offene Droschken engagirt, so daß auch weniger geübte Fußgänger sich an dem Zuge betheiligen konnten. Unsere Oldenburger Freunde, welche sich von B. aus einer größeren Gesellschaft junger Bremer angeschlossen hatten und unter Bremer Fahne fuhren, erhielten mehrfach, vermuthlich von Bremer Damen, große allmächtige Blumenbouquets zugeworfen und aus der Menge, die auf den Straßen dem Zuge zusahe, erscholl zum Oeftern der Zuruf „Da sind de Bremers! Hepp! Hepp!“ Nach zweistündiger Fahrt durch die Stadt kam man endlich an den Hudson, wo das Uebersetzen des Zuges nach Hoboken durch sieben der großen Dampfer vermittelt wurde. Es fahren alle drei Minuten solche Dampfer. Hier auf dem Festplatze fand die Bewirthung statt und zerstreute sich dann die Menge zu den allgemeinen Belustigungen, wie sie auch in kleineren Verhältnissen die Volksfeste in Deutschland bieten. Am 3. Tage des Festes wurde in einem deutschen Bauernhause, welches zu diesem Zwecke neu erbaut und Tags vorher eingeweiht war, eine Bauernhochzeit nach deutschem Brauch gefeiert. An diesem Tage sind über 70.000 Menschen auf dem Festplatze gewesen. Das Entree kostete 25 Cents. Das Comite soll so viel kleines Papiergeld eingenommen haben, daß man dasselbe in kleine Kisten verpacken mußte, um es zu transportiren.

An unsere Oldenburger Landsleute erging in einem öffentlichen Blatt nachfolgende Aufforderung zur Betheiligung an dieses Fest:

            Oldenburger herut!
                        To dat Plattdütsche Volksfest
                        Schützenpark, Union Hill, N. J.,
                        an’n 6., 7., 8., 9. und 10 September.
 Jungens, nu lat mal fast us tosamenstahn,
Un All‘ nah dat Plattdütsche Volksfest gahn,
Dat ward gewiß Keenen von Ju verdreten,
Mal wedder sin ollen Frünn‘ to begröten.
Van Jever, Butjadingen, Ammerland,
Van Oldenburg, wo wie jo All‘ bekannt,
Van Brake, Old Münsterland, Delmenhorst,
Gewiß, se kamt All‘ und stillt eren Dorst.
Un wat Good’s gift dar to trinken un äten,
Könnt singen un klönen und ok mal scheten,
Bi Krischan Büsing is’t Hauptquarteer,
Dar spält Harfenisten ’n Lustigen vör.

Die deutschen Einwanderer stellten zwar erst ab Mitte der 1870er Jahre die größte Emigrantengruppe (zuvor waren dies die Iren: siehe oben die Graphik „Immigranten in den USA 1850-1980“), aber schon zuvor gab es an vielen Stellen des ländlichen Mittleren Westen und westlich darüber hinaus, z. B. in Nebraska, nach dem „Philadelphia Democrat“ Regionen, in denen man einen „Dolmetscher“ benötigte, um sich als Amerikaner zu verständigen. (OLZ 197 v. 1867/08/23) Auch andere Staaten waren beliebte Siedlungsgebiete der Deutschen: „Wenn es so fortgeht […] so werden die Deutschen, welche jetzt schon die Mehrheit haben, zuletzt ganz Wisconsin in Beschlag nehmen.“ (OLZ 187 v. 1871/08/14) In Cincinnati waren sie so zahlreich, dass es Stadtviertel namens „Deutschland“ und „Rheinbezirk“ („Over the Rhine“) gab. Die meisten „deutschen“ (landwirtschaftlich geprägten) Siedlungen befanden sich in den West- und Mittelstaaten. Sie wurden durchgängig als besonders schön, besonders gepflegt und aufblühend geschildert. Und natürlich wurde auch ein „Neu-Oldenburg“ gegründet[50]:

„Neue Blätter für Stadt und Land“ No. 72 vom 06.09.1845

Kleine Chronik

Neu-Oldenburg in Nordamerika. – Das „Wiskonsin-Banner“, die zu Milwaukin im Wiskonsin-Territorium erscheinende deutsche Zeitung, bringt in Nr.24 vom 15.Febr.d.J. folgende Nachricht:

„Im Washington-County wachsen jetzt die Städte wie Pilze aus der Erde; fast jede Woche bringt uns die Nachricht von einer neu angelegten Stadt. So sind seit kurzem am Cedar-Creek drei neue Städte entstanden; alles geht da mit Steam, und die Bewohner für diese Städte werden binnen Kurzem per Dampf anlangen. Die Namen der erwähnten Städte sind: Cedarburg, Neu-Oldenburg und Kerncastle. Ueber die beiden ersten können wir aus Mangel näherer Nachweise bis jetzt blos berichten, daß sie nahe bei einander ausgelegt sind, und daß die Herren Hilgen und Schröder in der zweiten eine große Mühle gebaut haben.“

Dieses Neu-Oldenburg wird von etwa 20-25 Butjadingern, größtentheils aus Rodenkirchen, Esenshamm und Blexen, gegründet sein. Nach Privatmittheilungen sind alle zufrieden und haben das feste Vertrauen, etwas vor sich bringen zu können. Sie finden sich leicht in die dort herrschenden freien Institutionen, doch schreibt kein Einziger, ohne mit der größten Innigkeit Alt-Oldenburgs zu erwähnen.

Ein Spaßvogel will durch Taubenpost die Nachricht erhalten haben, daß die Gründer von Neu-Oldenburg die alt-oldenburgische Städte-Ordnung dort hätten einführen wollen, daß jedoch dies vom Gouvernement verboten wäre, weil – die erwähnte Städteordnung zu liberal wäre für Nordamerika.

Karte von Ray Township in Franklin County/IN
mit der Stadt Oldenburg (Beers, 1882).
 Gesamtansicht bei "Oldenburg in Amerika".

Entsprechend der beruflichen Herkunft der Einwanderer lebten die meisten Deutsch-AmerikanerInnen auf dem Land und waren in der Landwirtschaft tätig.[51] In den Städten waren ganze Wirtschaftszweige in deutscher Hand, insbesondere die des Brauerei-Gewerbes und der Gaststätten. Diese Vorliebe der Deutschen wurde häufig angesprochen und war auch Ursache für Berichte über die Schwierigkeiten, die es im Zusammenhang mit der Umsetzung der sogenannten Mäßigkeitsgesetze insbesondere mit den Deutsch-AmerikanerInnen gab:

 „Oldenburger Zeitung“ No. 181 vom 05.08.1867

Amerika

Newyork, 20.Juli Die Kämpfer für und gegen die strengen Gesetze in Betreff des Verkaufs geistiger Getränke stehen sich noch immer in ernster Fehde gegenüber, die nicht selten in offenen Conflict ausbricht. Nach den Bestimmungen müssen bekanntlich die Wirthe und Verkäufer an Sonntagen ihre Locale geschlossen halten und ist dann der Verkauf geistiger Getränke streng verboten. Das Verbot bezieht sich auch auf die Wochentage, nämlich auf die Stunden von Mitternacht bis Sonnenaufgang.[…][52] Die Deutschen, die auf Staaten Island am Sonntag sich so von den Anstrengungen ihrer Woche bei Lagerbier und den Klängen heimathlicher Lieder erholten und zu Hause fühlten, sind durch den Terrorismus besonders in ihren harmlosen Vergnügungen gestört und nicht wenig erbittert, und werden das Gift, das ihnen die Machthaber des Staates ins Glas gegossen, wohl gelegentlich bei den Wahlen denselben wieder heimzahlen. In der Zwischenzeit kommt es zuweilen zum Kampfe. In den letzten Tagen zog Sonntags eine große deutsche Expedition mit mächtigen Vorräthen des beliebten Stoffes nach Staaten Island und begann sich nach alter Weise zu vergnügen. Aber das Auge des Gesetzes wachte und seine Schergen erhoben Einspruch, versuchten auch mit starker Hand das Getränke in ihren Besitz zu bringen. Dabei hatten sie aber die Rechnung ohne den Wirth gemacht: die Biertrinker erinnerten sich ähnlicher Störungen der Freiheiten im Vaterlande und thaten, wie sie auch dort gethan, und eine gewaltige Prügelei erfolgte, wobei die Polizei schmählich den kürzeren zog.

Die Deutsch-AmerikanerInnen waren den Zeitungsberichten zufolge auch in höherem Maße von Arbeitslosigkeit, Hungertod und Selbstmorden betroffen, insbesondere während der wirtschaftlichen Krisenzeiten der Vereinigten Staaten, in denen dann auch einige „Amerikamüde heimwärts ziehen“. (OLZ 186 v.1857/11/28) Die Rückwanderung aus New York sei 1858 (von den USA ausgehende Weltwirtschaftskrise 1857-1859) fast ebenso hoch gewesen wie die allerdings geringe Einwanderung.[53]

Klagen, die Auswanderer in vielfältiger Form den daheim Gebliebenen vortrugen, umfassten nahezu sämtliche Lebensbereiche, angefangen von der Seekrankheit bei der Überfahrt bis hin zu den fehlenden Singvögeln in Amerika[54]. Insbesondere diejenigen Deutschen, die den Verlockungen der Werber erlagen und als „Kanonenfutter“ für die Armeen im Bürgerkrieg[55] oder als „Dutch-Niggers“ auf den Plantagen in den Südstaaten[56] endeten, hatten wohl Grund zu klagen. Trotzdem waren Berichte über völliges Scheitern und die Rückkehr in die Heimat eher selten.[57]

Überwiegend scheinen sich die deutschen Einwanderer sehr schnell etabliert zu haben, und von Seiten der „Native Americans“[58] wurden sie als die beliebteste Einwanderergruppe angesehen, insbesondere dank der deutschen Dienstmädchen[59] und dank des deutschen Bieres: „Der gebildete Amerikaner schwärmt für Lager und ist Mitglied eines deutschen Turn- und Gesangverein.[…] Durch das Lagerbier herrschen die Deutschen in der neuen Welt.“ (OLZ 53 v. 1860/04/03)

Zusammenfassung der Merkmale in der Berichterstattung

Schon infolge des sehr differenzierten Bildes, bei dem mitunter in einer Zeitung und am selben Tag (OLB 25.06.1833) sowohl ein sehr positiver als auch ein äußerst negativer Auswandererbrief abgedruckt wurde, läßt sich eine nennenswerte Einflussnahme der Berichterstattungen auf die Auswanderungsbewegung nicht bestätigen. Dies bemerkten auch die Zeitungen selbst:

 „Oldenburgische Zeitung“ No.105 vom 31.12.1844:

Das Auswandern geht selbst mitten im Winter fort. In Antwerpen lagen kürzlich 700 deutsche Auswanderer, die alle nach Texas wollten. Selbst die Nachrichten von untergegangenen Schiffen mit Auswanderern schrecken nicht ab.

Insgesamt fällt bei der Untersuchung auf, dass die Amerikaberichterstattung erst einsetzte, nachdem bereits viele Auswanderer in die USA gegangen waren. In Zeiten, in denen andere Themen in der Berichterstattung vorherrschten, wurden Amerika und die Auswanderung dorthin eher vernachlässigt. Dies gilt beispielsweise während des Krieges zwischen Rußland und der Türkei 1828/29 und ganz besonders für das Jahr 1848, in dem die gesamte Auslandsrubrik zusammenschrumpft, zuerst zugunsten der französischen Revolution, dann mit Konzentration auf den deutsch-dänischen Krieg,[60] um schließlich von der deutschen Revolution völlig verdrängt zu werden.[61]

Die pauschale Aussage, dass die Presseberichterstattung eher auf die Auswanderung reagierte, als dass sie diese auslöste und förderte, ist somit gerechtfertigt.

Auf das „Wie“ der Berichte hatten jedoch weder Zunahme noch Abnahme der Auswanderung einen prägenden Einfluss.

Es besteht ein deutliches Übergewicht von Meldungen über negative Ereignisse (Kriege, Epidemien, Unglücke etc.), was jedoch nicht überbewertet werden sollte, da dies für die gesamte Berichterstattung galt und nicht auf Amerika beschränkt war. Ganz offensichtlich war es nicht politisch motiviert, sondern folgte der immer noch gültigen Presseweisheit, dass eine schlechte Nachricht eine gute Nachricht ist. Auch die Häufung von Schauergeschichten in den ersten Jahrzehnten des Untersuchungszeitraumes war ein Zugeständnis an den Geschmack des Publikums und eine journalistische Mode.[62] Ebenso ist die Vorliebe für Kurioses und Glossen ein Merkmal der Zeitungskultur. Hinsichtlich der Charakterisierung von Land und Leuten der Vereinigten Staaten haben diese aber eine hohe Aussagekraft. Auffällig ist, dass diese Anekdoten meist wenig präzise Hinweise auf Ort und Zeitpunkt enthielten, und dass sie sich häufig nach einigen Jahren wiederholten. In den 1860er Jahren nahm diese Form der Wahrnehmung der USA ab. Das ist auch auf den Wandel in der Presseberichterstattung  zurückzuführen.[63]

Die Verwendung von Superlativen findet sich in nahezu allen Themenbereichen; da war die Rede von den höchsten Häusern, den längsten Flüssen, den riesigsten Schiffen. Über vieles wurde mit Bewunderung berichtet, aber manches erntete nur Spott: der Blitzschlag, der ein ganzes Regiment getroffen und der Mann, der gleich drei Frauen seiner besten Freunde ver- und entführt habe: „Daß in Amerika Alles großartiger betrieben wird als im altersschwachen Europa ist sattsam bekannt. […] Alles ist großartig und massenhaft!“ (OLZ 233 v. 1865/10/05)

Es bestand die Neigung, Nachrichten über die Vereinigten Staaten mit einem hämischen bzw. ironischen Unterton oder Nebensatz zu verbinden. Dies gilt insbesondere für Berichte, die sich mit den zivilisatorischen Missständen befassten, z. B. mit den Zuständen in San Francisco: „Die Goldgräber fahren fort, glänzende Geschäfte zu machen, Indianer wie Rothwild zu jagen und gelegentlich sich durch mörderische Duelle Zeit und Leben zu verkürzen.“ (OLZ 189 v. 1852/11/30)

Es fällt auf, dass so gut wie keine Artikel zu finden sind zu dem, was wir heute mit dem „Wilden Westen“ à la Karl May verbinden. D. h. es gibt so gut wie keine Trapper- und nur wenige (romantische) Indianergeschichten. Nur sehr selten wurden die Wildnis, die Prärie und die Natur ausführlicher geschildert. Zumeist erwähnte man die Weite des Landes im Zusammenhang mit den Siedlungsmöglichkeiten oder mit den Schwierigkeiten des Eisenbahn- oder Telegrafenbaues, und man beschrieb dann auch die Flora und Fauna im Kontext der landwirtschaftlichen Bedingungen.[64] Lediglich der Autor des Artikels „Das große einsame Land“(OLZ 99-100 v. 1873/04/30)[65] schwärmte ausführlich von dessen Weite und Schönheit; er meinte allerdings Kanada. Im Gegensatz dazu gibt es eine Vielzahl von Stadtbeschreibungen, die allesamt die Größe, den Verkehr, die Häuserhöhe, überhaupt die Urbanität bestaunten.[66]

Geht man also allein von den Zeitungsartikeln aus, dürfte der Kenntnisstand der deutschen Bevölkerung über die Vereinigten Staaten durchaus einseitig gewesen sein, wenn auch nicht „nahezu gleich Null“, wie der Autor des umfangreichen Artikels „Die Urtheile über Amerika“ (OLZ 197 v. 1856/12/14)[67] meinte. Bereits 1818 stellten die „Oldenburger Blätter“, die nicht unbedingt als „Gebildeten-Zeitung“ zu charakterisieren sind, die Rätselfrage: „Welcher bekannte Fluß besteht aus vier Sylben, und doch nur aus vier Buchstaben?“ (OLB 33 v. 1818/08/17) „Mississippi“ war die Antwort. Dies sowie die häufige Verwendung von Anglizismen sind zumindest Indizien für eine gewisse Vertrautheit mit dem Thema.

Dass allerdings in einem hohen Maße vereinfacht und pauschalisiert wurde, wird deutlich, wenn man liest, was den Autoren typisch amerikanisch zu sein schien.

Zum Schluß: Typisch amerikanisch - damals wie heute

Das gilt zum Beispiel für ein Beethovenjubiläum in New York, das in „grandioser Weise, aber wie immer, yankeeartig“ geplant wurde, d.h. in einem zu diesem Event errichteten Gebäude mit einem 1000-Personen-Orchester (OLZ 49 v. 1870/02/28), und als „Aecht Amerikanisch“ gilt die Erfindung eines Sicherheitssarges zur Vermeidung der Beerdigung von Scheintoten. (OLZ 227 v. 1868/09/28).

Zu „den Dingen, die nur in Amerika möglich sind, gehört die von San Francisco gemeldete Tatsache, daß ein amerikanisches Kriegsschiff Namens „Illinois“ aus einem amerikanischen Hafen gestohlen worden ist, ohne daß bis jetzt irgend Jemand etwas über den Verbleib desselben hat erfahren können.“ (OLZ 176 v. 1875/07/31). [eigene Hervorhebungen]

 Zwar hatten nicht alle eine gar so schlechte Meinung von „den Amerikanern“ wie der Autor des folgenden Briefes, aber dennoch sind einige Auszüge charakteristisch:

 „Oldenburgische Blätter“ No. 26 vom 25.06.1833

Ueber die Abnahme der physischen und geistigen Kräfte in Amerika.

[…][68]

Alles was wir mit Lebensgenuß bezeichnen, ist dem Amerikaner fremd. Die Reize der Tafel sind ihm unbekannt, er ißt nur, um voll zu werden, verschlingt mit Hast, spricht nicht bey Tisch, springt auf vom Tisch wenn er voll ist, und geht wieder woher er kommt – to make money, um Geld zu machen.

Der Amerikaner ist von Temperament phlegmatisch, Nebenmischungen sind schwach, am wenigsten ist eine cholerische Mischung anzutreffen; er kennt keine Aufwallung des Zorns. Er ist nicht bloß phlegmatisch und leidenschaftslos, er ist mehr als das, er ist vollkommen apathisch. Seine intellectuellen Kräfte sind beschränkt, er hat lediglich einen mercantilisch speculativen Verstand. Sein Genie beschränkt sich bloß auf Technische, hierin ist aber auch seine ganze geistige Kraft erschöpft. Im Merkantilischen zeigt er eine ungemeine Schlauheit, keineswegs eine umsichtige Klugheit und Gewandtheit. Er speculirt kleinlich, schmutzig, und da ihm das Gewissen fehlt, so wie alle höhere moralische Factoren der Seele, so ist er Betrieger, er betrügt wo er kann, im Großen und im Kleinen. Wenn er auf diese Weise viel Geld erworben hat, so ist er ein in der bürgerlichen Gesellschaft geachteter Mann geworden; einzig und allein Geld erwirbt hier bürgerliche Achtung und Auszeichnung. Der Staatsmann, der Gelehrte, wird verachtet, alles Große und Schöne wird mit Füßen getreten.

[…]

Wenn nun jene mercantilische Speculation und der Sinn für Technik die einzigen Resultate eines geistigen Lebens der Amerikaner sind, so sind damit alle geistigen Functionen dieses Volkes erschöpft. Es hat für nichts weiter Sinn u. Geistesthätigkeit. Ihm fehlt die Spann- u. Schwungkraft. Es hat keinen Sinn für Kunst, ahnet keine Dichtkunst, hat kein Gefühl für Musik.

[…]

Von dem bisher gesagten kann man auf den wissenschaftlichen Zustand dieses Volks im Allgemeinen schließen; überall die größte Oberflächlichkeit. Kein Amerikaner geht in eine wissenschaftliche Unterhaltung ein. Wer wissenschaftliches Interesse hat, befindet sich hier nicht besser, als bey den Hottentotten.

Die Kälte, die sich im Aeußern dieses Volkes ausspricht, hat mich wegen des Sittenzustandes desselben lange im Irrthum erhalten; beym nähern Prüfen finde ich aber die Sittenlosigkeit größer als irgendwo. Weil der Amerikaner, vermöge seiner phlegmatischen, apathischen Natur sich in seiner Sinnlichkeit nicht zur Leidenschaft hinreißen lassen kann, so fallen seine Laster nicht so sehr ins Auge. Weil überhaupt im Volke kein moralischer Werth vorhanden ist, so giebt es auch keine weibliche Tugend. […]

Lediglich zur Bestätigung des repräsentativen Charakters (und zur Unterhaltung) noch ein paar Zitate über „die Amerikaner“:

Der Telegraph beschäftigt auch alle Kanzelredner der Vereinigten Staaten. (Das ist doch wahrlich ein Zeichen, daß den Amerikanern der ihnen so oft abgesprochene ideale Sinn  nicht fehlt, nur müssen würdige Gelegenheiten kommen, damit er sich äußere.)

(VOL 69 v. 1858/08/28)

 „Wiederrum aber sind die gebildeten Americaner auch sehr fein, besonders die Damen […] Freilich ist der gebildete Theil des amerikanischen Publikums noch immer der kleinste […] Der Americaner, wenngleich Egoist, ist ein unternehmender und thätiger Mann […] in allen Sachen practisch […] sein Wahlspruch ist: Time is Money.“

(Beo 69-75 v. 1855/08/29)[69]

Anlässlich eines zu Ehren des damaligen Präsidenten, mit dem Namen „Andy Johnson“ versehenen Preisochsen bemerkte die „Oldenburger Zeitung“ No. 91 vom 21.04.1866: „Der Amerikaner ist und bleibt doch ein großes Kind, das von Takt so wenig versteht wie der Mann im Monde.

Ebenfalls im Stadium der „Kindheit“ befänden sich aus europäischer Sicht die Wissenschaft und die Künste.[70] Aber Kindheit heißt auch, dass in der Zukunft Aussicht auf Besserung besteht, und eben dies wurde den Frauen bescheinigt, denen zwar Verständnis und Talent für Kultur, Musik etc. weitgehend fehle, aber sie seien ja „lernfähig“.[71] Die amerikanischen Frauen waren ein beliebtes Thema:

 „Nachrichten für Stadt und Land“ No. 46 vom 20.04.1875

Rundschau.

- In Nordamerika reist ein geistvoller Deutscher – Friedrich Ratzel – umher, prüft die Leute und Zustände mit scharfem Auge und malt sie ab in der Köln. Zeitung. Er zerreißt schonungslos manchen Glorienschein und hat sich drüben sehr gefürchtet gemacht. In einem seiner letzten Briefe schildert er die amerikanischen Frauen. „Man nennt sie schön, sagt er, aber es ist eine sehr beschränkte Schönheit in diesen schmalen Gesichtchen mit den ungewöhnlich großen Augen, die uns glauben machen möchten, daß eine gewisse nervöse Aufgewecktheit die ruhig arbeitende, nach außen oft so unscheinbare Intelligenz ersetze. Wer näher zusieht, ist von der Flachheit und Seichtheit enttäuscht, die in der Mehrheit dieser niedlichen Köpfchen wohnt. Und der Körper? – Daß Gott erbarm‘! Man kann über solche Dinge nicht viel sprechen, doch ist eine noch weiter gehende Dürftigkeit in Masse und Kraft nicht zu denken. So schön die Gesichter, so häßlich diese kümmerlichen Leiber. Es ist bekannt, wie schlecht es bei den meisten Amerikanerinnen mit Zähnen und Haaren bestellt, ebenso, daß die Kunst, durch wattirte, aufgepuffte Kleider aus dem ärmlichen Geschöpf ein einigermaßen ansehnliches Püppchen zu machen, nirgends so weit gediehen ist. Aus demselben Grunde ist eine ungeschminkte Amerikanerin eine seltene Erscheinung. Daß nach Mittheilung zuverlässiger Aerzte wohl die Hälfte aller Mädchen an Störungen der wichtigsten Thätigkeiten des weiblichen Organismus leidet, ist nur einer der Ausflüsse ihrer zerrütteten Organisation. Es ist nothwendig, den schädlichen Einfluß hervorzuheben, den diese körperliche Heruntergekommenheit der Frauen auf die Ehe üben muß. Zahllose sind unfähig, sich den Pflichten der Familiengründung zu unterziehen, und der großen Mehrheit erscheinen dieselben als eine drückende Last, die das Leben verbittert. Von den Arbeiten, die bei uns selbst gutgestellte Frauen in Küche und Haus eigenhändig verrichten, weiß die Durchschnitts-Amerikanerin nichts oder wenig; sie sind entweder thatsächlich zu schwer für ihre Kräfte oder sie hält es unter ihrer Würde, sich denselben zu widmen.“ – Ein anderer amerikanischer Schriftsteller sagt über seine Landsmänninnen: „Unsere amerikanischen Frauen haben keine Lebenskraft. Sie sind Lilien, bleich, hübsch und vergänglich. Man heirathet eine Amerikanerin, und was heirathet man? Ein Kopfweh. Die englischen Mädchen sind doch wenigstens Rosen, die ihre Saison hindurch sich halten.“

Die Wahrnehmung der Amerikanerinnen als empfindsame Modegeschöpfe war recht durchgängig, es sei denn, sie gehörten zur Frauen-Emanzipations-Bewegung; dann waren sie eher „blue-stockings“ (OLZ 127 v. 1869/06/04), auf gut Deutsch gesagt: „Blaustrümpfe“.

Nimmt man obige Zitate für bare Münze, dann wären typische AmerikanerInnen des 19.Jahrhunderts egoistisch und pragmatisch, merkantil und oberflächlich, technikversessen und gigantomanisch, kulturlos und ungebildet, leichtsinnig und exzentrisch, freiheitsliebend und imperialistisch und überzeugt von der Einzigartigkeit und der Überlegenheit des „American Way of Life“.

Diese Charakterisierung der USA und der AmerikanerInnen dürfte weitgehend dem heutigen Stereotyp entsprechen, nicht nur an Stammtischen. Eine Vielzahl der dokumentierten Artikel aus dem 19.Jahrhundert könnte ebenso, entsprechend sprachlich modernisiert, aus heutigen Zeitungen stammen. Das gilt insbesondere für Städtebeschreibungen und für Berichte über die heuchlerisch-puritanische Gesellschaft. Und wenn man die Erfolgsgeschichten der Kaufleute oder Goldsucher ein wenig umschreibt und z. B. den Namen Bill Gates einsetzt, besteht kaum noch ein Unterschied – und der Kommentar wäre wohl immer noch: „Typisch amerikanisch!“. Auch heute könnte die amerikanische Selbsteinschätzung von 1860 vielfache Zustimmung finden: „Daß wir eine große Nation sind weiß die ganze Welt“: schönste … größte … reichste … allerbest und allerschlechst … „die Lehrmeister der alten [heute: der ganzen] Welt“. (OLZ 85 v. 1860/05/31)[72]

Anzeige in der Oldenburger Zeitung (OLZ) vom 5. März 1866.

   Ob die USA allerdings noch das Land in der „Kindheit“ sind, dem damit dann auch die Zukunft gehört, mag bezweifelt werden. Trotzdem wären wohl die Vereinigten Staaten auch heute dasjenige Land, in das die meisten Deutschen, bei entsprechender ökonomischer und politischer Pression, auswandern würden, vorausgesetzt, sie bekämen eine Einwanderungserlaubnis, was eher unwahrscheinlich ist, da die USA heute, ebenso wie alle anderen Staaten, schon lange nicht mehr „für Alle offen“ sind.

Anzeige in der Vechtaer Zeitung vom 10. Dezember 1886


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