[200]  Vgl. Anm. 197. Johann Ernst Rudolph zur Oeveste, geboren am 18. August 1804, ist am 12. August 1867 in Nellinghof bei Neuenkirchen im Alter von nahezu 64 Jahren gestorben. Nach dem Tode seines Schwagers (1856) hatte er seiner jüngsten Schwester Margrethe Marie (geborgen 1818, Heirat 1844) bei der Bewirtschaftung ihres Hofes geholfen. Er war nicht verheiratet, also einer "jener abgehenden Bauernsöhne", die auf dem sehr kleinen Heiratsmarkt erbberechtigter Bauerntöchter erfolglos geblieben waren und keine Heuerstelle gefunden hatten oder nicht annehmen wollten (vgl. Anm. 76). Ihnen blieb häufig nur übrig, "den Rest (ihres) Lebens als alter Ohm auf dem Colonate herumzulungern und zu versauern". Hermann Ferneding aus Ihorst, katholischer Pfarrer von St. Paulus in Cincinnati, schrieb dies noch in den 70er Jahren an seinen Bruder im Oldenburger Münsterland: "Für Leute, die nicht arbeiten wollen und keine Energie und Muth haben, ist Amerika nicht." J.H. zur Oeveste hatte seinen Bruder Rudolph in den Briefen vom 25. Februar 1846 und 18. Mai 1847 gedrängt, doch in die USA zu kommen: "Er konte sich doch gleich zu mir wenden ... es würde für meinen Bruder viel besser zu wagen sein als wie ich es damals gewagt habe". Wir wissen nicht, warum "America" nichts für ihn war; mag sein, aus gesundheitlichen Gründen. (Familie Ferneding: Briefe des Hermann Ferneding; Familie Kräft; St. Martin, Bramsche: Kirchenbücher)

[201]  Vgl. den Brief vom 27. November 1868.

[202]  Vgl. Anm. 195. - Laut Adreßbuch wohnte die Familie Geist ("Caspar" und "Henry") 1846 in der "Tanner St.". 1856 sind die Hausnummern 17 ("Casper") und 26 ("Mary", d.h. die Witwe des dritten Bruders Friedrich, Maria Geist, geb. Wissmann, vgl. Anm. 122) hinzugekommen. Seit 1857 sind es die Nummern der "Mansfield St.". (Für 1866 und 1867 gibt das Adreßbuch bei Caspar Geist die Nr. 26 an, für 1868 und 1869 die Nr. 13.) Ab 1870 wohnte "Casper" in der Nr. 17; "Henry" in Nr. 13. 1874/75 kommen die Nr. 14 und 16 hinzu, in denen Werkstatt und Laden der Tischler "Casper" und "Henry" untergebracht waren. Die Witwe Maria Geist wird 1857 als "Schneiderin" aufgeführt, 1866 und 1868 als wohnhaft in der "Mulberry St. 34". (Robinson; William)

[203]  Vgl. die Anm. 138 und 175. - J.H. zur Oeveste mag daran gedacht haben, aufgrund der Kursschwankungen der "greenbacks" gegenüber dem Gold-Dollar Gewinne zu erzielen oder Verluste zu erleiden. - Unsicherheit darüber, ob und zu welchem Kurs sie in Gold eingelöst würden, machte auch "greenbacks" zum Spekulationsobjekt. 1865 hatte ihr Goldwert 50 Cents betragen, Ende 1868 gut 70 Cents.
433 Millionen Dollar Papiergeld hatte die Regierung während des Bürgerkriegs drucken lassen. Mit diesen im Wert schwankenden "greenbacks" waren auch Schuldverschreibungen der Bundesregierung gekauft worden. Wer jetzt viele davon besaß, wünchte sich Zinszahlungen und Einlösung in Gold-Dollar im Verhältnis 1:1, also die Reduzierung der Papiergeldmenge bis zur Deckungsgrenze durch Goldreserven und den Anstieg des Goldpreises. Bis Ende 1866 waren von den 433 Millionen Papier-Dollar noch 365 Millionen in Umlauf. Diese Deflationspolitik verstärkte Preisstagnation, Preisverfall und Lohnsenkungen der Nachkriegsjahre. Die Inflationspolitik der Kriegsjahre hatte die Warenpreise steigen lassen und Verschuldung durch niedrige Zinssätze erleichtert. Deren Tilgung wurde nun durch die Politik des knappen Geldes zur Belastung, vor allem für Farmer und deren handwerklicher und händlerischer Infrastruktur. Demokraten und Republikaner im Mittleren Westen stellten sich gegen die Reduzierung der "greenback"-Menge. 1874 wurde die "Greenback Labor Party" gegründet und Indiana zu einer ihrer Hochburgen: vgl. Anm. 222.
(Carleton; Morison II 71-74; Thornbrough 252-258)