Urtheil eines Amerikaners über deutsche Demokraten.
Unsere Demokraten fühlen sich so häufig zu den Bewohnern Nordamerika’s
hingezogen; nur Schade, daß diese Zuneigung vom Bruder Jonathan schlecht
erwiedert wird, denn von Newyork aus wird vom 23. Februar d.J. der Kölnischen
Zeitung (Nr. 71) geschrieben:
„Vermuthlich habt Ihr im März wieder leichte Fieberanfälle,
die sich in Cravallen, Putschen und sogenannten Schilderhebungen kund geben.
Wir wollten alle, Ihr hörtet drüben das Revolutioniren einmal
auf, denn dadurch schickt Ihr uns eine Race Kerle auf den Hals, die nicht
zu verdauen sind. Es scheint mir fast, als ob der ganze Republikanismus
Eurer edlen Volksfreunde, einzig in den gewaltigen Bärten bestünde,
denn sonst habe ich noch nichts Merkwürdiges an ihnen gefunden. Hier
überschwemmen sie uns alle Städte, betteln, lamentiren, kritisiren,
bramarbasiren, daß es geradezu zum Ekel wird, und man diesen Weltverbesserern
gern aus dem Wege geht, wenn dies in unserer Hafenstadt nur so leicht gethan
wie gesagt wäre. Schon fangen sie an in ihrem deutschen Republikenwahnsinne
Gesellschaften zu stiften, um uns Reformen aufzudrängen, und dem Amerikaner
Unterricht in der Demokratie zu geben! Unsere Republik taugt, nach der
Ansicht dieser deutschen Freiheitsapostel, wenig oder gar nichts, und Jefferson
und unsere andern Staatsmänner haben Schnitzer gemacht, welche kein
Schuljunge unter unsern modernen Solonen sich zu Schulden kommen lassen
würde. Ich versichere Ihnen, wenn etwas im Stande wäre, mich
aus dem civilisirten Leben unter die Indianer, oder nach Californien zu
treiben, so wären es diese sämmtlichen politischen Poltrons.“
Derber noch äußert sich das „Wiskonsin Banner“ vom 4. Febr.
d.J., das bedeutendste politische Organ im Wiskonsin-Staat; es sagt:
Die Cholera hat uns bei ihrem letzten Umzuge ziemlich verschont, allein
eine andere Pest droht über uns hereinzubrechen. Seit geraumer Zeit
ist die Vorhut der deutschen Demokraten bei uns eingerückt, und wenn
ein Schluß von der Klaue auf den Löwen erlaubt ist, muß
der Kern der Nachhut aus liederlichen Schuften bestehen.
Wir gedachten immer die blauen Kuppen der Alleghany’s würden uns
beschirmen vor einer Fluth, auf welche die östlichen Staaten mit Verachtung
herabsehen. Zwar sagen unsere großen Staatsmänner: wer an die
Pforten des weißen Hauses klopft, dem wird aufgethan werden - und
unsere Präsidenten reichen beim Neujahrsgruß die Hand dem Bettler
sowohl als einem Astor, allein die deutschen rothnasigen, langbärtigen
Demokraten nehmen unsere Geduld doch etwas unverschämt in Anspruch.
Unter ihnen begehrt keiner ein ordentliches Settlement - dazu sind sie
zu faul, wie sich solches auch nicht anders erwarten läßt von
bankerotten Kaufleuten, Advocaten ohne Praxis, entsetzten Staatsdienern,
Handwerkern ohne Kunden, versoffenen Arbeitern u.a.m. Ihre langen Bärte
stecken sie in die Wälder, ihre funkelnden Nasen in die Prairien,
ihre latschigen Lumpen in die halbgerodeten Aecker, und über alles
hin soll flattern unser Sternenbanner als schirmender Geist. Wahrlich,
wenn wir nicht wüßten, daß es gebe eine a l t e Welt,
wir würden ihre Existenz entnehmen aus diesen Demokraten, den Pilzgewächsen
eines verrotteten Baumstammes.
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