Nr. 27                                Oldenburg, April 3.                             1850.
Der
Oldenburgische Volksfreund.
Mittheilungen aus allen Gebieten des öffentlichen Lebens.
Z w e i t e r  J a h r g a n g.

Urtheil eines Amerikaners über deutsche Demokraten.

Unsere Demokraten fühlen sich so häufig zu den Bewohnern Nordamerika’s hingezogen; nur Schade, daß diese Zuneigung vom Bruder Jonathan schlecht erwiedert wird, denn von Newyork aus wird vom 23. Februar d.J. der Kölnischen Zeitung (Nr. 71) geschrieben:
„Vermuthlich habt Ihr im März wieder leichte Fieberanfälle, die sich in Cravallen, Putschen und sogenannten Schilderhebungen kund geben. Wir wollten alle, Ihr hörtet drüben das Revolutioniren einmal auf, denn dadurch schickt Ihr uns eine Race Kerle auf den Hals, die nicht zu verdauen sind. Es scheint mir fast, als ob der ganze Republikanismus Eurer edlen Volksfreunde, einzig in den gewaltigen Bärten bestünde, denn sonst habe ich noch nichts Merkwürdiges an ihnen gefunden. Hier überschwemmen sie uns alle Städte, betteln, lamentiren, kritisiren, bramarbasiren, daß es geradezu zum Ekel wird, und man diesen Weltverbesserern gern aus dem Wege geht, wenn dies in unserer Hafenstadt nur so leicht gethan wie gesagt wäre. Schon fangen sie an in ihrem deutschen Republikenwahnsinne Gesellschaften zu stiften, um uns Reformen aufzudrängen, und dem Amerikaner Unterricht in der Demokratie zu geben! Unsere Republik taugt, nach der Ansicht dieser deutschen Freiheitsapostel, wenig oder gar nichts, und Jefferson und unsere andern Staatsmänner haben Schnitzer gemacht, welche kein Schuljunge unter unsern modernen Solonen sich zu Schulden kommen lassen würde. Ich versichere Ihnen, wenn etwas im Stande wäre, mich aus dem civilisirten Leben unter die Indianer, oder nach Californien zu treiben, so wären es diese sämmtlichen politischen Poltrons.“
Derber noch äußert sich das „Wiskonsin Banner“ vom 4. Febr. d.J., das bedeutendste politische Organ im Wiskonsin-Staat; es sagt:
Die Cholera hat uns bei ihrem letzten Umzuge ziemlich verschont, allein eine andere Pest droht über uns hereinzubrechen. Seit geraumer Zeit ist die Vorhut der deutschen Demokraten bei uns eingerückt, und wenn ein Schluß von der Klaue auf den Löwen erlaubt ist, muß der Kern der Nachhut aus liederlichen Schuften bestehen.
Wir gedachten immer die blauen Kuppen der Alleghany’s würden uns beschirmen vor einer Fluth, auf welche die östlichen Staaten mit Verachtung herabsehen. Zwar sagen unsere großen Staatsmänner: wer an die Pforten des weißen Hauses klopft, dem wird aufgethan werden - und unsere Präsidenten reichen beim Neujahrsgruß die Hand dem Bettler sowohl als einem Astor, allein die deutschen rothnasigen, langbärtigen Demokraten nehmen unsere Geduld doch etwas unverschämt in Anspruch. Unter ihnen begehrt keiner ein ordentliches Settlement - dazu sind sie zu faul, wie sich solches auch nicht anders erwarten läßt von bankerotten Kaufleuten, Advocaten ohne Praxis, entsetzten Staatsdienern, Handwerkern ohne Kunden, versoffenen Arbeitern u.a.m. Ihre langen Bärte stecken sie in die Wälder, ihre funkelnden Nasen in die Prairien, ihre latschigen Lumpen in die halbgerodeten Aecker, und über alles hin soll flattern unser Sternenbanner als schirmender Geist. Wahrlich, wenn wir nicht wüßten, daß es gebe eine a l t e Welt, wir würden ihre Existenz entnehmen aus diesen Demokraten, den Pilzgewächsen eines verrotteten Baumstammes.

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