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Vorwort zur Internetpublikation

Dieses Buch ist im Handel vergriffen. Und doch können sie es noch bekommen. Der Verlag Edition Temmen in Bremen und die Oldenburgische Landesbank in Oldenburg/Oldbg. machen es möglich. Sie können das Buch hier auf unseren Internet-Seiten lesen und Teile davon, aber auch das gesamte Werk, ausdrucken. Wenn Sie möchten, können Sie sich auch diese Publikation in Form eines Zip-Archives auf den heimischen Rechner holen.
Die Forschungsstelle NAUSA dankt dem Verlag und der Oldenburgischen Landesbank, daß sie helfen, Erinnerungen an Zeiten, als Deutsche in die Fremde gingen, vielen zugänglich zu machen.
 
        Antonius Holtmann
        Sommer 1999
 
Vorwort zur ersten Auflage

"Es veranlast mir ietzt einen Brief an euch zu Schreiben weil ich es als Pflicht nicht unterlassen kan"
(Brief vom 21. Februar 1840).

Diese "Pflicht" hat uns die Briefe des Bauernsohnes Johann Heinrich zur Oeveste (1801-1878) beschert. Er ist 1834 aus Rieste im Kirchspiel Bramsche, Amt Vörden, Landdrostei Osnabrück, Königreich Hannover, Europa, nach Amerika gegangen, um ... sich zunächst einmal "die Welt weiterzubesehen" (Brief vom 19. Mai 1834, geschrieben unmittelbar nach der Ankunft in Baltimore).In der Familie wurden diese Briefe gehütet, in Rieste (Familie Schütte) und in Fladderlohausen (Familie Greve), aber auch in Columbus/Indiana in der Familie Vorwald, deren Nachkommen einen Teil, der in die USA zurückgefunden hatte, der Bartholomew County Historical Society übereignet hat. Briefe aus Rieste in die USA sind bisher nicht gefunden worden. Und es klafft noch eine Lücke von 9 Jahren (1848-1856).

Der Herausgeber hat die Briefe gründlich annotiert, aber nicht interpretiert, wohl wissend, daß schon Anmerkungen die Wahrnehmungen beeinflussen. Angeboten wird, was notwendig erschien, um bei der Lektüre viele der Informationen verfügbar zu haben, die Lesende benötigen, um Briefen aus vergangener Zeit verständnisvoll gerecht zu werden.
Die Anmerkungen stehen neben den Briefen. So fällt es leichter, sich zunächst einmal auf die Briefe zu konzentrieren, und so könnte es auch leichter fallen, neugierig auf das zu werden, was hinter den Ziffern steckt, die den Briefzeilen 288mal aufgesetzt sind. Briefe und Anmerkungen sollen einen biographischen Zugriff vor allem auf die amerikanische Geschichte ermöglichen, punktuell, aber doch ein Mosaik ergeben, das den Briefen einen sicheren, belebenden Rahmen verleiht. Auch die Abbildungen sollen biographisch das Geschriebene veranschaulichen. Nur wenige davon sind bisher veröffentlicht worden.
Die Einleitung beschränkt sich auf den Beginn der Auswanderung aus dem Osnabrücker Land in die USA in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts, möglichst anschaulich. Möglichst persönlich und auf Johann Heinrich zur Oeveste bezogen werden Akten zur Sprache gebracht.

Was anderswo gut zusammengefaßt oder auch ausführlich diskutiert und analysiert ist, wird hier nicht wiederholt oder gar im abgehobenen Gelehrten-Streit kritisiert. Wolfgang Helbich, Walter Kamphoefner und Ulrike Sommer haben "Briefe aus Amerika (1830-1930)" herausgegeben und vorzüglich eingeleitet. Sie haben genug gesagt über die Geschichte deutscher Amerika-Auswanderung und über Wert und Unwert von Briefen als historische Quellen. Walter Kamphoefner hatte schon 1982 "eine Sozialgeschichte der Auswanderung" im 19. Jahrhundert geschrieben: "Westfalen in der Neuen Welt". Beide Bücher können einen umfassenden Rahmen abgeben für Johann Heinrich zur Oeveste und das Osnabrücker Land. Wer die Briefe gründlich auswerten möchte, findet dazu weitere Literatur (Djupedal; Grams; Grosse; Mesenhöller; Schwarzmaier; Stilling), und wer sie nutzen möchte, um Einwanderung nach Deutschland auf dem Hintergrund deutscher Auswanderung zu bedenken, ebenfalls (Bade 1992; Bade 1994; Cornelißen; Hoerder). Nicht zuletzt bieten die Briefe sich den um sozialhistorische Biographieforschung und Alltagsgeschichte bemühten Sozialwissenschaften an (Gestrich; Kohli; Lüdtke).
Die Anmerkungen zu den Briefen haben in der Universität Oldenburg ein strenges Lektorat durchlaufen: sie sind in Lehrveranstaltungen diskutiert, vielfach verändert, aber auch in ihrem Umfang bestätigt und zumeist auch für notwendig befunden worden. So sind sie entstanden als Informationsangebote, die über lexikalische Generalisierungen hinausgehen, um Lesende nicht überheblich auf mühsam oder gar nicht erreichbare Archivbestände und Literatur zu verweisen - und um ihnen den häufig enttäuschenden Griff zum Konversations-Lexikon zu ersparen, mit dem sich allenfalls Konversationen bestreiten lassen.

Elisabeth Dünisch, Gretchen Felske, Inga Mennen, Elsbeth und Carl von Münster, Gisela Petrick, Karsten Röhr, Martina Schmidt und Ortrun Wiechers haben diese Arbeit getragen. Elke Glos, Wolfgang Grams, Elsbeth und Carl von Münster und Karsten Röhr haben die Transkription, die der Herausgeber vorgenommen hat, gründlich durchgesehen und verbessert.
Rotraud Poehl gilt besonderer Dank. Sie hat das Manuskript satzfertig erstellt und dabei abschließend noch korrigierend eingegriffen.

Die Briefe sind nahezu unverändert abgedruckt: nur Punkte und Absätze sind zwischen Sinneinheiten eingefügt, um das Lesen zu erleichtern; lateinisch geschriebene Wörter sind kursiv gesetzt.
Die Briefe in dieser Form zu veröffentlichen, gehört zu den Aufgaben, die sich die "Forschungsstelle Niedersächsische Auswanderer in den USA" (NAUSA) der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg gestellt hat: sozialhistorische Forschung auch Laien anspruchsvoll und verständlich mitzuteilen (A. Holtmann 1992).

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