Morgan, John Hunt
Brigade-General John Hunt Morgan (1825-1864) war am
2. Juli 1863 mit
2 500 Mann Kavallerie, 2 Kanonen und 2 Haubitzen in Kentucky
eingedrungen.
Er umging und verwirrte die nordstaatlichen Verfolger, zerstörte Depots
und Verkehrswege, räumte Läden aus und steckte Werkstätten
in Brand, wenn die Besitzer nicht 1 000 Dollar hergaben, stahl Pferde
und
Geld. Er ließ Plünderer gewähren, nachdem einer seiner
4 Brüder, die ihn begleiteten, getötet worden war. Am 8. Juli
kaperte seine Truppe zwei Dampfschiffe und setzte bei Brandenburg über
den Ohio nach Indiana. 65 000 Mann Infanterie, die in 48 Stunden zu den
Waffen gerufen wurden, gelang es bis zum 13. Juli nicht, die
eingedrungenen
"Rebellen" aufzuhalten und in nennenswerte Gefechte zu verwickeln.
Morgan
drang den Ohio entlang nach Osten vor. Am 26. Juli ergab er sich mit
364
Mann (300 konnten entkommen) bei Lisbon/Ohio am Oberlauf des Ohio. Am
27.
November gelang ihm die Flucht aus der Gefangenschaft. Nach erneuten
Streifzügen
durch Kentucky wurde er am 3. September 1864 bei Greenville in
Tennessee
im Kampf getötet.
General Morgan mag damit gerechnet haben, daß sich
"Copperheads"
(vgl. Anm. 133) seinem Steifzug anschlössen. Er glaubte wohl nicht
an einen Aufstand in Kentucky, in Indiana oder in Ohio und nicht an
einen
Marsch auf Indianapolis, erst recht nicht wenige Tage nach den
Niederlagen
des Südens bei Vicksburg und Gettysburg (3./4. Juli; vgl. Anm. 142).
Er wollte aber den Gegner verwirren, ihm im Hinterland Schwierigkeiten
bereiten und relativ großen Schaden zufügen; und er wollte seine
Heldenrolle sichern. Auf dem längsten Kavallerie-Streifzug des
Bürgerkriegs
legte seine Truppe kämpfend in 25 Tagen 700 Meilen zurück (45
km am Tag). Sie nahm 6 000 Gegner gefangen, entzog der
Nordstaaten-Armee
14 000 Soldaten, "erzwang" die Musterung von 120 000 Männern in Indiana
und Ohio während der Erntezeit, zerstörte 34 Brücken und
die Eisenbahn an 60 Stellen und richtete Schäden an von mehreren 100
000 Dollar. Nur Häuser von Heckenschützen wurden angezündet,
Zivilisten selten getötet. Seine versprengten oder verwundeten Soldaten
ergaben sich oder versuchten sich in den Süden durchzuschlagen. General
Morgan eilte das Gerücht voraus, Männer zu töten, Ortschaften
in Schutt und Asche zu legen, Kinder und Frauen zu verschleppen. Für
den Norden war das Unternehmen keine militärische Invasion, sondern
ein Raubzug von Pferdedieben, für den Süden dagegen die Heldentat
mutiger, zuweilen draufgängerischer Kavalleristen. (Nachweise: Anm.
141)