Gemeindeschule
 

Erster Schullehrer der Gemeinde wurde am 2. September 1856 Theodor Gotsch, nachdem zuvor die Pastoren Fricke und Klinkenberg unterrichtet hatten (vgl. die Anm. 67 und 90). Am 8. Dezember 1862 protokollierte die Gemeinde, der Schuljahresbeginn sei auf Neujahr festgelegt worden. Später beschloß sie  "auf anfrage deß Hern Schullehrers wegen Schulferien in der Erntezeit ... , daß es den Hern Schulehrer Erlaubt sey, die Schule im Monat July bis ... im ersten theil August auszusetzen" (27. Juni 1875), und "das wegen schlechten Wetters und schlechter Wege in den Monaten December Januar February die Schule morgens um 1/2 10 beginnen und um 1/2 4 schliessen solle" (17. Oktober 1886). Die Missouri Synode befürwortete "kirchliche Ferien zur Zeit der drei großen Hauptfeste (Weihnachten, Ostern, Pfingsten)" und "bürgerliche Ferien ..., die zur Zeit der Hundstage eintreten ... Gern wird sich ein Lehrer betreffs der Ausdehnung der Ferien nach der Einsicht und den Wünschen der Gemeinde richten" (Lindemann).
Die Gemeinde-Versammlung erhöhte 1856 das Schulgeld auf 2 Dollar pro Jahr. Ab 1866 war für "fremde" Kinder 1 Dollar mehr zu zahlen als für Gemeindekinder, ab 1869 aber vierteljährlich nur noch 1,50 Dollar. "Dieser Beschluß wurde darum gefaßt daß den fremden Kindern beßere Aussicht gegeben werde in unsere Gemeinde-Schule zu gehen, um nicht fürs ganze Jahr verpflichtet zu seyn u. zu zahlen" (25. Juli 1869). 1856 bekam der Lehrer im Jahr 175 Dollar, zehn Jahre später 300 und 1877 dann 350 Dollar, die noch im gleichen Jahr auf 450 Dollar erhöht wurden (100 Dollar Schulgeld der Eltern, 150 aus der Gemeindekasse, 200 Dollar aus einem Schulfond), da für den Lehrer "Aussichten vorhanden seien, (eine) Frey Schule (d.h. eine staatliche Schule) erhalten zu können" (16. September 1877). Im Oktober 1880 sind es wieder 350 Dollar. Die Gemeinde wußte um den kargen Lohn für ihren Lehrer. Am 4. Dezember 1856 gab jeder noch 50 Cents, "damit den Schullehrer seine Noth etwas abgeholfen werde". Und am 2. April 1876 gab es 25 Dollar Zulage, denn der bisherige Unterhalt sei "knap ausreichend, um große Familienausgaben zu bestreiten". Die Gemeinde stellte Wohnung und Feuerholz, legte eine Weide an und lieferte den Zaun, baute Stall, Keller und Brunnen. Der Lehrer spielte die Orgel und heizte die Schule. Gelegentlich übernahm er das Reinigen der Kirche für 10 Dollar im Jahr. Er läutete die Glocken für 25 Dollar. Des Abends und Morgens wurde das Läuten aufgegeben, "weil es doch die wenigsten hören" (14. Januar 1872). Am 1. Januar 1873 beschloß die Gemeinde, "daß das Läuten bei Leichen, sowohl am Tage des Todes als des Begräbnißes, dem Herrn Schullehrer überlaßen sei, nur müsse ihm jedenfalls kund gethan werden, wann die Leiche im Anzug sei".
Die Eltern, die ihre Kinder zur Schule schickten, bezahlten den Lehrer. Was am Gehalt fehlte, kam aus der Gemeindekasse, "darum daß die Gemeinde es Ein Sah daß Sie auch ihren Nutzen von Schullehrer und Schülern hatte". Am 26. Januar 1864 waren es 50 Dollar. Am 22. Dezember 1872 schlug der Kirchenrath der Gemeinde vor, den Beitrag der Gemeinde zur Schulkasse zu erhöhen oder die Schule insgesamt aus der Gemeindekasse zu finanzieren, weil "mancher Vater, der mehrere Kinder zur Schule schicke, sehr viel zu bezahlen habe ... und deshalb manches Kind von der Schule zurück behalten würde, um das hohe Schulgeld zu sparen, wodurch diesen Kindern großer Schaden erwächst". Die Schule sei "eine Gemeinde - und nicht Privat-Schule. ... Gottes Wort sagt ja: Einer trage des Andern Last so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen". Am 1. Januar 1873 kam es lediglich zu dem einstimmigen Beschluß, "noch fünfzig Dollar aus der Gemeinde-Kasse der Schulkasse zuzulegen".
Der Besuch der eigenen Schule war der Gemeinde eine Verpflichtung im Glauben. Heinrich Hormann drohte am 26. März 1871 der "Bann", d.h. die Trennung "von der Gemeinde und somit von der ganzen Kirche Christi" (29. August 1858) durch die Gemeindeversammlung, weil er seinen Sohn in die weltliche "englische Schule", in die "publick School" schickte: "Er soll nicht zur deutschen Schule, er soll Englisch lernen, daß er durch die Welt kommen kann". Es "sei Humbuck" zu sagen, nur in der Gemeindeschule könne man "Gottes Wort lernen". Die Gemeinde antwortete "auf Christi Befehl", es komme darauf an, wie die Kinder "als Christen durch die Welt kommen und endlich ewig selig sein könnten". Sie beschloß, "noch ein viertel Jahr (zu) warten und während dieser Zeit um den Baum graben, ob er denn nicht noch Frucht bringe" (vgl. Lucas 13,6-9) und das "thue was Christen Pflicht sei". Am 9. Juli 1871 fand Heinrich Hormann sich "Schuldig", und er "nahm zurück, was er zuviel gesagt habe: ... laßet uns vergeben, den ich will meine Kinder zur Schule Schicken - das wir auch wieder zur Kirche kommen können, das ist mein Herzlister wunsch". Die Gemeinde vergab ihm "hertzlich ... und wünschte das er auch sein verspreche mit Gottes hülfe halten möge".
Die St. Johannes Gemeinde am White Creek hielt sich an die Schulpolitik der Missouri Synode: "Wir als die Einwanderer, die wir hier im fremden Lande uns eine Heimath gründen wollen, suchen nur dann wirklich unser Bestes, wenn wir am ersten dem Worte und Reiche Gottes unter uns eine feste Stätte bereiten", stand am 17. Juli 1855 im "Lutheraner" zu lesen unter dem Titel "Baut Kirchen und Schulen".
Deutsch war Unterrichtssprache. Englisch wurde von Januar bis Mitte März 1857 an vier Tagen in der Woche Unterrichtssprache, "nehmlich darum ob uns nicht das District-Schulgeld zu theil werden könne". Der "Herr Pastor" sprang ein und hielt montags "Deutsche Schule", am bisher freien Samstag unterrichtete "der Schullehrer ... in deutscher Sprache". (29. Juni 1856; 2. Januar 1857). Erst am 24. Oktober 1869, 30 Jahre nach ihrer Gründung, beschloß die Gemeinde, "daß in unsere Gemeinde-Schule auch die englische Sprache gelehrt werden soll". Am 1. Januar 1890 wurde protokolliert, "der Schullehrer möge die freiheit haben um Engli-sche Lieder einzuüben". (Vgl. die Anm. 1, 8, 43 und 129) (Nachweise: Anm. 106)