[183]  Vgl. Anm. 179.

[184]  Vgl. Anm. 180. - An Mariae Lichtmeß (2. Februar) feierte die katholische Kirche Mariens Reinigung (Lukas 2,21-40) gemäß den mosaischen Gesetzen für Wöchnerinnen, die ihnen erst 40 Tage nach der Geburt eines Jungen (80 Tage nach der Geburt eines Mädchen) den Besuch des Tempels erlaubten (3 Moses 1-8). Der Erstgeborene war dem Herrn geweiht, mußte ihm dargestellt und durch Opfergaben losgekauft werden (4 Moses 15,18). Zunächst ein Fest des Mysteriums Christi (so wieder in der katholischen Kirche seit 1969), wurde es seit dem Ende des 5. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Marienfest mit Kerzenweihe und Lichterprozession zur Verherrlichung der Mutter Gottes. In der lutherischen Kirche verlor es seine liturgische Bedeutung, war dem Lutheraner J. H. zur Oeveste aber im konfessionell gemischten Osnabrücker Land vertraut, zumal an diesem Tag im von der Leineweberei geprägten Osnabrücker Land die täglich zu erbringenden Pflichtanteile der Spinnarbeiten des Gesindes dem jahreszeitlich bedingten gesamten Arbeitsanfall entsprechend neu verteilt wurden (vgl. Anm. 146). (Hergenröther VIII 814f.; Westerfeld 117f.)

[185]  Der Sohn Heinrich wurde am 10. August 1852 geboren. - J. H. zur Oeveste benutzt eine in Europa verbreitete sprichwörtliche Redensart. Waldeck: "Wamme 't Water sall in den Born drägen, dann erbarme sick de lewe Gott". Polen: "Es is beschirnem (umsonst), Wasser in a Brünnen herein zu giessen, wenn es kümmt nit allein zu fliessen". Finnland: "Das Wasser, was man in den Brunnen trägt, hält nicht lange; so bleibt auch fremde Klugheit nicht im Kopfe". Mittelhochdeutsch: "Des brunnen fluz wirt selten breit da man daz wazzer in treit".
In den Briefen des Neffen Heinrich zur Oeveste an seine Eltern (Februar, Mai, August 1867) steht nichts über einen Schulbesuch, "um das Buchführen zu lernen". Auch er relativiert den Eltern gegenüber das Verhältnis von Begabung und Erfolg, aber nicht sich selbst bestätigend, wie der Onkel am White Creek, sondern eher anklagend und sich damit abfindend: "Man findet hier Leute, die ihren eigenen Namen nicht schreiben können und sind doch steinreich, dagegen andere wirklich gescheite Leute können es zu nichts bringen. Es geht oft wie das Sprichwort sagt: De dümmsten Buren heft de dicksten Kartuffeln". Er wollte "reich" werden, wie "fast alle, die ihr eigenes Geschäft haben". Als Vorbild diente u.a. "Gehring's Sohn von Soegeln", der "ein kleines Store gekauft" habe (Sommer 1866) und "sehr gute Geschäfte" mache. Das Vorbild demontierte er im August 1867: "Gehring hat kürzlich sein Geschäft wieder verkauft, weil die Geschäfte so schlecht gingen, jetzt ist er aufs Land gegangen zu hausieren". Diese Tätigkeit war ihm aus dem Osnabrücker Land vertraut, aber für ihn keine Perspektive: "Ich werde deshalb noch eine Zeitlang warten". 500 Thaler, um die er die Eltern gebeten hatte, blieben auf der Bank. Unbekümmert hatte er noch im Februar 1867 der Bitte Nachdruck verliehen: "Es ist durchaus kein Risiko dabei ein Geschäft anzufangen, geht es nicht nach Wunsch, so hat man immer Gelegenheit es wieder auszuverkaufen". Heinrich zur Oeveste schrieb seinen Eltern im Mai 1867, er habe den Winter 1866/67 über nur ein unbeheiztes Schlafzimmer gehabt, habe seine Stelle in einem "Bramscher Manufacturgeschäft" verloren, sogleich aber eine neue in einem "Materialwaarengeschäft" gefunden: "Da ich dort aber schwer arbeiten mußte, so ging ich nach einigen Monaten wieder in ein Manufacturgeschäft, wo ich jetzt noch bin". Sein Ziel waren "wenigstens 10 000 Dollars" und die Rückkehr: "Ich habe immer noch im Sinn, wieder nach Deutschland zurück zu kommen, da mir das Leben, dort besser gefällt wie hier. Amerika ist ein sonderbares Land, kein Mensch kümmert sich um den andern sondern jeder sorgt für sich selbst. Ein Mann mit einer guten Portion Frechheit kommt hier am besten weg".
Vom "Onkel habe (er) seit einiger Zeit nichts gehört", schrieb er im Mai, und im August 1867: Er "ist kein großer Freund von vielem schreiben und seine älteste Tochter, die mir früher immer geschrieben, wohnt jetzt in Indianapolis" (vgl. Anm. 180).
(Familie Schütte, Briefe des Heinrich zur Oeveste: 14. Februar 1867, 12. Mai 1867, 4. August 1867; Wander 1802, 1806, 1815, 1833)