Euren Brief vom 11. October 1846 habe ich in Jannuar erhalten und daraus
ersehen das ihr euch mit einander noch wohl befindet aus genommen meiner
Mutter. ich Hoffe aber das sie schon längst
wieder hergestelt ist [86].
was uns hier anbetrift so sind wir mit einander noch Gesund und hoffe das
ihr mein Schreiben in bester Gesundheit erhalten möget.
im Vorrigen Sommer hat hier eine Bedeutende Krankheit stat gefunden
eine art Hitzige Fieber Krankheit in Welcher viele Menschen gestorben sind.
sie war fast in den mehrsten Häusern und strekte sich fast durch ganz
Amerika so weit wie man hörte. die Ursache
war vielleicht ein Ganzer Warmer Sommer. meine
Frau und mein Sohn haben auch in dieser Krankheit gefärlich darnieder
gelegen. sie sind aber Gott sei gedankt durch ärtzliche
Hülfe bald wieder hergestelt [87]
übrigens sind die Zeiten hier bedeutend gut besonders für
einen Landmann. es ist hier ietzt alles Ziemlich
theuer und fast so theuer wie es hier die Zeit so lange wir hier wohnen
nicht gewesen ist. die Ursache ist Vielleicht wie
man hier hört das in Deutsland und in mehr ländern in Europa
sich unter den geringern ständen fast eine Hungers noth befände.
Gott gebe das dieses bald gestillet würde wo von man in diesen lande
nichts zu sagen weis. auch ist hier vor Kurzer
Zeit von einen gewissen Prediger eine Kolekte gesamlet worden um die Armen
Leute in Deutsland zu unterstürzen wozu gewiß Viele etwas und
besonders Die Deutschen zu bei getragen haben [88].
der letzte Winter ist hier ein ziemlich nasser Winter gewesen und das
Wasser ist hier an den Flusse den man hier Weit Rewer nent so hoch über
die Ufer gedrungen wie sie es noch nie belebt haben. es ist den Leuten
welche nahe an den Flusse wohnen und an den niedrigsten Plätzen 5
bis 6 fuß in die Heuser gekommen und viele haben ihr Husgeräth
und ihr fieh fast alle verlohren. uns aber hat
es hier nichts gethan.
der Krieg mit den Vereinigten Staaten gegen Mecciko währet noch
immer fort [89]
übrigens
mus ich euch mit meinen Schreiben melden, das es hier wie ihr vielleicht
schon gehört habt viel Religions Partheien oder Sekten giebt.
es Ekstitiert hier eine Sekte die man hier Metodisten nent.
sie sind auf der art wie bey euch die man feme nent.
sie eifern mehr und Predigen fast immer von Buße und Bekehrung.
sie sagen der Mensch möge sich Bekehren und der Seeligkeit so gewiß
sein als die sterne am Himmel scheinen. es giebt
hier verschiedene von unsere Deutschen welche sagen das sie wirklich von
Gott bekehrt sind. sie thun alles mögliche
ihre Nachbarn auf diese art zu Bekehren. sie beweisen
es aus der Schrift und beruffen sich darauf was Christus sagt zum Nicodemus.
ihr müßt von neuen gebohren werden [90]
vor Kurzen hat mir Dietrich Pardiek erzählt das er von seinen
Bruder Philip mehrere Briefe erhalten habe welche ich auch selbst gehort
habe. seiner aus sage nach hat er endlich sich
auch noch entschlossen mit seiner Vamilie nach Amerika zu reisen und seinen
Bruder und uns alhier aufzusuchen und sich hier vielleicht Land zu kauffen
und in unsere Nachbarschaft zu wohnen [91].
ich habe noch immer an meinen Bruder Rudolph gedenkt.
vielleicht Währe diese gesellschaft wohl ziemlich passent wen er mangmal
noch lust hätte um mich zu folgen und uns hier zu besuchen.
es würde uns alle ein grosses vergnügen sein. aber ich weis nicht
in was für eine Lage er sich ietzt befindet und will ihm nicht besonders
darzu rahten. den ein ieder muß hierin seinen freien willen haben
[92].
von Herman Ekelman der den letzten Brief mit über gebracht hat
den ich von euch er halten habe habe ich bis ietzt noch nichts Vernommen.
der Brief ist mir von Cincinnati zu geschickt und mein Schwager hat mir
geschrieben er währe von St. Louis gekommen [93]
die Saatzeit ist ietzt merst vorüber.
das Korn ist merst gepflanzet. die Waldungen stehn
grün. das gras und die Weiden für das
Vieh ist ietzt in Grossen ueberfluß. ich
habe ietzt Vier Pferde und einen Maul Esel 10 Stück Kühe 40 Stück
Scheine Schaffe Gänse und Hünner.
Ich weiß für dies mahl nicht viel mehr zu Schreiben viel
grüsse von meine Frau und Kinder
grüsset alle verwante und bekante