Fallstricke und kein Ende. Band 54 von Glazier/Filby (Ed.):"Germans to America". Wilmington, Delaware: Scholarly Resources 1996. Ein Abgesang.
(Zuerst erschienen in: Genealogie 46(1997)3/4, 507f.)
Die Herausgeber dieser von Genealogen und Sozialwissenschaftlern benötigten
Edition hätten nach Band 50 ihre Späße, die sie von der
ersten ihrer Listen an mit den Benutzern treiben, beenden sollen. Aber
sie machen unverdrossen weiter, vermutlich bis zum letzten Band, der wohl
noch 1997 erscheint und das Jahr 1893 abdeckt. Sollte sich nichts ändern,
erübrigt sich ein Schlußwort.
Wer Passagierlisten durchgeht, ist meist an Herkunftsorten interessiert.
Listen, die Orte enthalten, gibt es zu wenige, als daß man sie noch
verhunzen sollte.
Z. B. die der "La Bourgogne" (National Archives Microfilm Publications
(NAMP), M 237, R 505, 18. April 1887, LeHavre - New York; Glazier/Filby
(GF) 54, 162-164). Glazier/Filby nehmen alle Franzosen auf diesem Schiff
in "Germans to America" auf, François Brumot z. B., der einfach
nur aus "France" stammt; nichts verweist auf Elsaß-Lothringen (1871-1918
deutsch). Dagegen werden die Holländer und die Österreicher und
die Italiener (rund 500) gestrichen, nicht aber die Schweizer. Joseph Scherer
(Österreich) fällt unter den Tisch und Antonio Rinardi (Italien),
nicht aber Lucia Russo (Schweiz)! Den Schweizern gilt alle Fürsorge:
von der Nr. 554 bis zum Schluß (984) gibt es bei Glazier/Filby nur
noch Eidgenossen. Deutsche und Franzosen werden eingemeindet, Italiener
und Österreicher gefeuert. Und von Robert Schmidt an (578) kommen
sie alle aus der Schweizer Ortschaft "Massachusetts", ob sie nun nach New
York oder Cleveland, Nach Illinois oder Kalifornien wollen. Ein Reiseziel
wird zum Ausgangspunkt für alle: der Schweizer Robert Schmidt und
der zum Schweizer avancierte Deutsche Bernhard Keller (nebst Familie) waren
die einzigen, die nach Massachusetts wollten ...
Zum Beispiel die Liste der "Elbe" (NAMP, M 237, R 507, 22. Juni
1887, Bremen - New York; GF 54, 397f.). Das alte Lied: von 444 Passagieren
werden 252 berücksichtigt, und davon verlieren 115 ihre Herkunftsorte.
Stuttgart und Aalen, Freudenthal und Landshut finden Gnade, nicht aber
Magdeburg und Leonberg, Spandau und Freising, Pommelsbrunn und Warfleth.
Wer wissen will, wo Carl Holzhauer und Johann Wahl, Marie Müller und
Karl Oberbucher, Johann Raab und Adolph Haare herkommen, geht bei Glazier/Filby
leer aus, nicht aber bei den Mikrofilmen. So geht es z. B. auch bei der
"Trave" zu und bei der "Raethia", bei der "Werra" (R 505; GF 155-159, 165-167,
118-121) und bei der "Suevia"; nur auf die Mikrofilme ist Verlaß.
Die Liste der "Suevia" (NAMP, M 237, R 503, 26. Januar 1887,
Hamburg - New York; GF 54, 16f.) liegt in Schönschrift vor. Und doch
wird 63 von 126 berücksichtigten Deutschen (von 289 Passagieren) der
Herkunftsort entzogen. Saarburg und Breslau verschwinden, Uetersen und
Visselhövede, Tübingen und Fürth. Glazier/Filby kennen wohl
Nonnenweier, nicht aber Pfaffenhoven: sie gewähren Johann Frenz seinen
Herkunftsort, aber Emanuel Bökle wird aus einem "unbekannten Ort"
(ZZZ) nach Amerika geschickt (Das Postleitzahlen-Buch verzeichnet 9 Pfaffenhofen).
Und dem Stadtstaat Hamburg werden die Städte Trier, Kempen und
Nürnberg zugeschlagen.
Und Erich von Dassel-Wellersen aus Einbeck wird zu Erich-Weller Vondassel
aus einem "unbekannten Ort" in Preußen.
Die "Suevia" kam aus Hamburg, wie viele andere Schiffe auch in den
54 Bänden. Kein Wort davon, daß Hamburg in seinem Staatsarchiv
von nahezu allen Passagieren die Herkunftsorte hat.
Glazier/Filby aber genügen sich selbst.
"Germans to America" ist nicht mehr als ein brauchbarer Namen-Index,
keine wissenschaftlich vertretbare, d. h. nicht einmal relativ zuverlässige
Edition der Passagierlisten. Das Unternehmen ist ein Fehlschlag. Wer die
Daten überarbeiten will, muß neu anfangen, dann aber mit dem
Jahre 1820.
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Forschungsstelle Deutsche Auswanderer in den USA - DAUSA * Prof.(pens.) Dr. Antonius Holtmann Brüderstraße 21 a -26188 Edewecht - Friedrichsfehn *Kontakt: antonius.holtmann@ewetel.net |